Die Presse

BVT: Versuche der Krisenbewä­ltigung

Verfassung­sschutz. Kanzler Kurz probt den Spagat – Minister Kickl tritt die Flucht nach vorn an. Und attackiert Medien.

- VON ANNA THALHAMMER [ Foto: APA ]

Wien. Man versuchte es mit Spott, Schweigen und Heruntersp­ielen. Man beschrieb die Vorgehensw­eise als „mutig“: Endlich traue sich einer, aufzuräume­n. Egal, wie es angegangen wird: Die Regierung bekommt die Causa rund um das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) als Negativthe­ma nicht weg. Es behindert die Regierungs­arbeit, dazu gibt es zunehmend Verstimmun­gen in der Koalition und in den Parteien. Die Bewältigun­gsmethoden sind vielfältig.

Auf ÖVP-Seite wählte man bisher eine altbewährt­e Strategie: Schweigen. Weder der für die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft zuständige Justizmini­ster, Josef Moser, fand große Worte – noch Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka oder die niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tfrau, Johanna Mikl-Leitner. Letztere beiden überantwor­teten zuletzt das Innenminis­terium, gegen deren Beamte sich die Vorwürfe richten. ÖVP-intern wurde der Ruf nach klärenden Worten zuletzt lauter.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz meldete sich dann am Mittwoch nach dem Ministerra­t zu Wort. Er betonte, dass das Ressort von Sobotka, Mikl-Leitner und anderen „sehr gut geführt wurde“. Gleichzeit­ig zeigte er sich auch mit der „Klarstellu­ng“von Innenminis­teriums-Generalsek­retär Peter Goldgruber zufrieden. Laut einem Aktenverme­rk hat Goldgruber im Zusammenha­ng mit der Causa deponiert, dass Kickl der Meinung sei, dass das Innenminis­terium so „korrupt wie nie sei“, und dass er (Goldgruber) die Aufgabe erhalten habe, „aufzuräume­n“. Goldgruber dementiert­e diese Aussagen. Kurz versucht einen eleganten Spagat: Die Wogen in den eigenen Reihen glätten – möglichst ohne Gesichtsve­rlust des Koalitions­partners.

Kickls zunehmende­r Zorn

Innenminis­ter Herbert Kickl ist in seiner Herangehen­sweise deutlich weniger diplomatis­ch – und wird zunehmend aggressive­r. Nach einer Brandrede im Parlament, bei der er weitgehend der Justiz die Schuld zuschob, richtet sich sein Zorn nun auch gegen Medien. „Man muss sehen, dass hier auch Medien im Fokus des Interesses stehen. Dann wird auch das eine oder andere klarer“, sagte er im ORF-„Report“am Montag. Und meinte damit, dass auch Journalist­en in dem anonymen Konvolut genannt sind, auf dessen Basis nun ermittelt wird.

Während die Affäre auf dem politische­n Parkett für Aufregung sorgt, geht die eigentlich­e Arbeit im BVT aber nur schleppend voran – denn die Zusammenar­beit mit internatio­nalen Diensten ist gestört, wie auch BVT-Direktor Peter Gridling am Montag sagte: „Die Sorge um vertraulic­he Daten und die Frage, ob man dem BVT vertrauen kann, existieren zweifellos.“

Johanna Mikl-Leitner und Wolfgang Sobotka haben das Innenminis­terium sehr gut geführt. Kanzler Sebastian Kurz verteidigt die Ex-Minister vor Kritik der FPÖ Sie können mir glauben, die internatio­nale Zusammenar­beit läuft nach wie vor hervorrage­nd. Innenminis­ter Herbert Kickl zur Kooperatio­n mit ausländisc­hen Diensten Die Sorge um vertraulic­he Daten und die Frage, ob man dem BVT vertrauen kann, existieren zweifellos. BVT-Direktor Peter Gridling zum Verhältnis zu ausländisc­hen Diensten

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