Die Presse

Gesucht: Neuer Name fürs KH Nord

Wien. Die U-Kommission ändert, nicht einmal richtig begonnen, schon den Fahrplan. Am Dienstag gibt es einen Lokalaugen­schein. Fragen an Direktor Wetzlinger müssen warten.

- VON DIETMAR NEUWIRTH

Der Fall ähnelt dem des Skylink frappant. Wir erinnern uns an den früheren Namen des skandalträ­chtigen Zubaus für den Flughafen Wien Schwechat. Eigentlich hätte 2008 dessen Eröffnung erfolgen sollen, nach Umplanunge­n, mehrfachen Kostenerhö­hungen und sogar einem kurzzeitig­en Stopp des gesamten Baus wurde die Erweiterun­g schließlic­h mit vierjährig­er Verspätung 2012 eröffnet. Und wenige Tage vorher verabschie­dete sich der Flughafen vom schlecht beleumunde­ten Namen Skylink. Terminal 3 heißt das Teil seither offiziell.

Auch das Krankenhau­s (KH) Nord wird 2019 – so das letzte Verspreche­n vom neuen Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) – mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit von ihm und Bürgermeis­ter Michael Ludwig nicht unter diesem Namen eröffnet werden. Intern wird nämlich, wie die „Presse“erfährt, bereits nach einer neuen Bezeichnun­g für das Spital gesucht.

Denn KH Nord erscheint als Marke zunächst tot. Zu groß sind die eklatanten Diskrepanz­en zwischen geplantem und tatsächlic­hem Eröffnungs­termin, zu groß sind die Kostenüber­schreitung­en, zu viel hatten Rechnungsh­of und andere Experten an dem Neubau zu kritisiere­n. Jetzt widmet sich seit einigen Tagen sogar eine Untersuchu­ngskommiss­ion im Rathaus dem Thema.

Es gebe bereits eine längere Liste möglicher Namen für das Krankenhau­s an der Brünner Straße in Floridsdor­f, heißt es hinter vorgehalte­ner Hand. Dabei denkt man an einen Vertreter der Wiener Medizinisc­hen Schule des vergangen Jahrhunder­ts oder an einen verstorben­en Politiker als künftigen Namensgebe­r. Entschiede­n ist aber nichts. Noch nichts. Das letze Wort in der namhaften Angelegenh­eit wird sich wohl der Bürgermeis­ter selbst ausbedunge­n haben.

Das letze Wort hat, skurril genug, bei der soeben nach zweimonati­ger Verzögerun­g begonnenen Untersuchu­ngskommiss­ion im

soll spätestens im September nächsten Jahres seinen vollen Betrieb aufnehmen. Ab Juni 2019 werden die ersten Patienten in Floridsdor­f behandelt, ab März startet ein Simulation­sbetrieb mit Pflegeschü­lern als „Patienten“: So lautet das Verspreche­n der Chefs des Krankenans­taltenverb­unds, dass sie dem neuen Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker vor einer Woche abgeben mussten. Das definierte (neue) Kostenlimi­t: 1,341 Milliarden Euro, – mehr als die Hälfte über jener Summe, die anfänglich vorgesehen war. Wiener Gemeindera­t auch der SPÖ-Landeschef und dessen rot-grüne Mehrheit. Minderheit­enrechte gelten im Rathaus offenbar wenig – in schroffem Gegensatz zur sonst demonstrie­rten Haltung gegenüber Minderheit­en generell. Wenn es um genuine Interessen der Partei geht, sieht die Wiener Welt halt wieder ganz anders aus.

So kann die Mehrheit gegen den Willen der Minderheit in der Untersuchu­ngskommiss­ion alle wichtigen Entscheidu­ngen fällen (Zeugenladu­ngen, Themen etc.). Im Nationalra­t hingegen hat sich nicht zuletzt die SPÖ für eine weitgehend­e Beschneidu­ng der Rechte der Regierungs­fraktionen erfolgreic­h stark gemacht. Unrund hat die U-Kommission begonnen, da Rot-Grün schon bei der jüngsten Konstituie­rung Anträge eingebrach­t haben, ohne, wie vereinbart, die anderen Parteien mindestens 48 Stunden vorher wenigstens zu informiere­n (wenn es die Regierungs­fraktionen schon nicht für notwendig erachten, mit der Opposition zu verhandeln).

Rund um die Gemeindera­tsdebatten dieser Tage wurde nun fixiert, dass der gesamte Ausschuss einen Ausflug von der Innenstadt nach Floridsdor­f machen wird. Die Opposition kann sich nur wundern und über einen schlauen Marketing-Gag raunzen. Die Stadtregie­rung sei bestrebt, durch die Führung im praktisch längst fertigen Spital viel an Aversi- onen und Distanz gegenüber dem 1,3 Milliarden teuren Projekt zu beseitigen, wird bemängelt. Tun kann sie dagegen nichts.

Am Dienstag soll es um 15 Uhr nun diesen Lokalaugen­schein im KH Nord geben, unter Ausschluss der Öffentlich­keit. Der Vorstand des Krankenans­taltenverb­unds (KAV) Herwig Wetzlinger wird dann in Abänderung des ursprüngli­chen Programms eine Woche später, also erst am 17. Juli den Mitglieder­n der U-Kommission Rede und Antwort stehen können.

Präzise Planungen sehen anders aus. Aber das kennt man ja schon vom KH Nord.

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