Wie aus sieben Cent Milliarden werden
Die Verstaatlichte hatte in den Kärntner Bergen einen Schatz entdeckt. Das Geschäft machen aber Australier. So geht Staatswirtschaft: Die ÖIAG hat das größte Lithiumlager Europas verschenkt.
In den dunklen Wäldern der Kärntner Weinebene lagert auf 1400 Metern Seehöhe tief im Berg ein unermesslicher Schatz: Lithium. Das Zeug, das man unter anderem für die Akkumulatoren von Elektroautos in rauen Mengen benötigt.
Vor ein paar Tagen wurde die beschauliche Ruhe auf der Alm empfindlich gestört: Rund 100 internationale Investoren wurden vom Eigner der Abbaurechte, der auch in Wien börsenotierten European Lithium, in die verwunschene Mine geführt. Das Ziel der Aktion: Die Gesellschaft, eine Tochter des australischen Bergbaukonzerns East Coast Minerals, braucht Investorenkapital, um, wahrscheinlich schon im kommenden Jahr, mit der Hebung des Schatzes zu beginnen. Es handelt sich immerhin um das mit Abstand größte Lithiumvorkommen Europas. 10.000 Tonnen möchten die Australier dort jährlich aus dem Berg holen. Die Tonne kostet derzeit an die 16.000 Dollar, der Preis steigt ebenso wie die Nachfrage stark.
Sehr schön. Und jetzt die Preisfrage: Wie kommen Australier zu lukrativen Schürfrechten auf dem Koralmrücken? Tja, das ist eine Geschichte über das Geschick staatlicher österreichischer Unternehmen, wie wir sie auch aus anderen Sektoren kennen. Und die geht so: In den Achtzigerjahren begann die staatliche Bergbauholding das Vorkommen zu erschließen. Es wurde viel Geld in Probebohrungen und Stollenbau investiert, aber dann verloren die Staatsknappen die Lust: zu teuer, zu aufwendig. Der ganze Krempel wurde also an die Kärnt- ner Montanindustrie derer von Henckel-Donnersmarck verklopft. Um einen Schilling. Für die Jüngeren unter uns: sieben Eurocent.
Im Schloss zu Wolfsberg wurde man mit dem verwunschenen Schatz aber auch nicht glücklich. Eigentlich hatte man nur Kosten und Scherereien. Die Schürfrechte wurden 2011 also weitergegeben. Diesmal um zehn Mio. Euro an die Australier.
Eine recht nette Wertsteigerung. Trotzdem ein Schnäppchen. Denn bei steigenden Preisen können aus den zehn Millionen schnell Milliarden werden. Und so findet unsere Bergbau-Sage aus den Kärntner Bergen doch noch ein glückliches Ende. Wenn auch nicht für den Staat, der hier wieder seine unternehmerische Inkompetenz demonstriert hat.