Niedriger Strompreis trifft steirischen Exportkaiser
Die Energieerzeuger hielten sich zuletzt mit Investitionen zurück. Das bekam auch der steirische Anlagenbauer Andritz zu spüren. Die Analysten sind der Aktie dennoch gewogen. Die Dividende steigt auf ein Rekordhoch.
Das Ausland ist für Andritz wichtig. Gleich zwei wichtigen Staatsbesuchen schloss man sich zuletzt an: Einmal ging es mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz nach China. Dort unterzeichnete Vorstandschef und Haupteigentümer Wolfgang Leitner einen Vertrag mit der China Electric Power Construction Company. Es geht dabei um die exklusive Zusammenarbeit beim Lusiwasi-Wasserkraftwerk. Nur wenige Wochen später war man mit Bundeskanzler Kurz in Abu Dhabi, Österreichs wichtigstem Handelspartner im Nahen Osten. Andritz ist eines der ganz großen Exportunternehmen Österreichs. Beinahe das gesamte Geschäft des Konzerns wird im Ausland erzielt.
„Wir sind nicht besonders depressiv oder pessimistisch“, sagte Leitner bei der Präsentation der Bilanzzahlen im März. Die lagen leicht unter denen von 2016. Ein schwaches Geschäft in der Wasserkraftsparte bescherte dem Anlagenbauer einen Umsatzrückgang von 2,5 Prozent auf 5,89 Milliarden Euro. Andritz liefert auch Ausstattungen für Wasserkraftwerke. Weil die Energieerzeuger weniger investierten, betrug der Umsatzrückgang in der Sparte Hydro zehn Prozent. Der Grund für die rückläufigen Investitionen war der Verfall des Stromgroßhandelspreises.
Leitner gab sich dennoch positiv gestimmt. Das Marktumfeld und die Auslastung seien gut, der Auftragsstand übertreffe den Umsatz, sagte er bei der Präsentation.
Das Konzernergebnis ging 2017 leicht von 274,6 auf 263 Millionen Euro zurück. Trotzdem erhöhte der steirische Technologiekonzern, der 25.600 Beschäftigte zählt, die Dividende: Sie steigt um fünf Cent auf das Rekordniveau von 1,55 Euro je Aktie. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von 60 Prozent.
Wachstum sah Andritz-Chef Wolfgang Leitner zuletzt in Asien, aber nicht in Europa und Amerika. Die Hydrosparte zählt mehr als 50 Standorte weltweit. Leitner stellte angesichts der Zahlen in den Raum, dass kleinere je nach lokaler Entwicklung geschlossen werden könnten. Die anderen Bereiche (Zellstoff und Papier, Metallformung, Abwassertrennung) haben sich ganz gut gehalten.
Im Auftaktquartal spiegelte sich die Zyklizität des Anlagenbauer wider: Der Umsatz sank um 8,9 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis ging um 26 Prozent auf 64,4 Mio. Euro zurück. Der Nettogewinn reduzierte sich um 30,2 Prozent auf 44 Millionen Euro. „Der geringere Umsatz und der damit verbundene Ergebnisentgang sollten aufgrund des seit dem zweiten Quartal 2017 steigenden Auftragseingangs in den kommenden Monaten aufgeholt werden“, hieß es dazu.
An der Jahres-Prognose hält Leitner fest. „Sehr positiv stimmen uns die Entwicklung des Auftragseingangs in den vergangenen Quartalen sowie die insgesamt gute Projekt- und Investitionsaktivität auf den von uns bedienten Märkten“, so seine Einschätzung. Ein Risiko bleibt: Sollte sich die Weltwirtschaft deutlich eintrüben, würde das auch Andritz treffen.
Experten hatten einen höheren Konzerngewinn erwartet, weshalb die Aktie nach der Präsentation der Quartalszahlen auf den tiefsten Stand seit Anfang 2017 sank. Die Analysten sind dem Papier dennoch gewogen: Laut Bloomberg-Daten raten neun Analysten zum Kaufen, fünf zum Halten der Andritz-Aktie. Das Papier abzustoßen, empfiehlt Bloomberg zufolge keiner der Experten.
Jetzt nimmt Leitner erst einmal viel Geld in die Hand: Andritz kauft um 833 Millionen Dollar das US-Unternehmen Xerium, einen Spezialisten für Maschinengewebe, der auch in Gloggnitz eine Fabrik hat. Der Zukauf stärkt vor allem den Geschäftsbereich Papierund Zellstoff. Aufsichtsrat und Kleinaktionäre von Xerium haben dem Deal bereits zugestimmt.