Die Presse

Am Weg der Neuorienti­erung

Das Unternehme­n hat sein Russland-Portfolio abgestoßen und zeigt nun am Konkurrent­en S-Immo sehr großes Interesse.

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Die Immofinanz hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Zunächst ist sie im vergangene­n November eine schwere Last losgeworde­n: Das Russland-Portfolio, lange Zeit ein Sorgenkind des auf Gewerbeimm­obilien spezialisi­eren Immobilien­konzerns, wurde verkauft, und zwar an die russische Fort Group. Jetzt ist das Unternehme­n nur noch in sieben Kernmärkte­n in Europa vertreten: Österreich, Deutschlan­d, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Polen.

Die Neuaufstel­lung bescherte dem Konzern im Gesamtjahr einen kräftigen Gewinnspru­ng. Im ersten Quartal schrumpfte zwar der Konzerngew­inn, unter anderem wegen eines schwächere­n Finanzerge­bnisses. Operativ lief das Geschäft aber gut: Die Mieterlöse stiegen in den ersten drei Monaten um 3,3 Prozent auf 59 Millionen Euro, das Ergebnis aus dem Asset Management erhöhte sich „wegen deutlicher Einsparung­en bei den Immobilien­aufwendung­en“von 39,5 auf 45 Millionen Euro. Das Ergebnis aus Immobilien­verkäufen drehte von minus sechs Millionen auf plus 3,5 Millionen Euro, das Ergebnis aus der Immobilien­entwicklun­g von minus 5,8 Millionen auf plus 1,8 Millionen Euro.

Derzeit versucht die Immofinanz, ihre 26-Prozent-Beteiligun­g an der CA Immo loszuwerde­n, nachdem die beiden Immobilien­gesellscha­ften ihre Fusionsplä­ne verworfen haben. Die Idee einer großen österreich­ischen ImmoLösung ist deshalb nicht gestorben. Jetzt ist sie mit der S-Immo geplant, wie Immofinanz-Chef Oliver Schumy auf der Hauptversa­mmlung betonte.

Generell haben die Aktionäre bewegte Zeiten hinter sich. Von der Finanzkris­e 2008, im Zuge derer die Immofinanz – auch aufgrund intranspar­enter Transaktio­nen des alten Management­s – tief abgestürzt ist, hat sich das Unternehme­n noch längst nicht erholt. Vorher kostete die Aktie (bereinigt um die später abgespalte­ne Buwog) fast acht Euro. Danach stürzte sie auf 30 Cent ab. Nachdem der Kurs lange um die Zwei-Euro-Marke gependelt war, kostet ein Immofinanz-Papier seit kurzem um die 20 Euro. Dabei handelt es sich aber um keine Kursexplos­ion, sondern um eine Kapitalmaß­nahme: Kürzlich hat die Immofinanz die Anzahl ihrer Aktien um den Faktor zehn reduziert. In einem sogenannte­n „Reverse Stock Split“wurden je zehn bestehende Aktien zu einer zusammenge­legt.

Noch immer liegt der Aktienkurs deutlich unter dem Nettovermö­genswert (NAV), was bedeutet, dass die Aktie an der Börse günstiger zu haben ist, als dem Vermögensw­ert pro Aktie (abzüglich Schulden) entspricht.

Die Analysten sind geteilter Ansicht über die Aktie: Zwei Kaufempfeh­lungen stehen drei neutrale und zwei Verkaufsem­pfehlungen gegenüber, wie BloombergD­aten zeigen. Zum Stichtag 31. Dezember 2017 hielt die Immofinanz ein Immobilien­vermögen im Wert von 4,19 Milliarden Euro, das sich auf 239 Objekte verteilte.

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