Umbau beim Personal, Ausbau beim Netz
Der ehemalige Monopolist baut intern um und extern aus. Im Herbst bekommt die Gruppe mit Thomas Arnoldner einen neuen Boss. Forcieren will man den Breitbandausbau am Land. Nächster Schritt ist dann 5G.
Zuerst kam die SMS. Dann das Smartphone – und mit ihm der Siegeszug des mobilen Internets. Die Telekom und andere Mobilfunk- und Datenanbieter können sich also zumindest teilweise bei iPhone-Erfinder Steve Jobs bedanken, denn das Datengeschäft brummt, während jenes mit SMS naturgemäß zurückgeht. Das mobile Datenvolumen schnellte im Jahr 2017 laut Forum Mobilkommunikation (FMK) um rund 60 Prozent auf über eine Mrd. GB hinauf. Die Anzahl der verschickten SMS sank gegenüber 2016 um rund ein Fünftel auf 2,43 Milliarden. Gegenüber dem Jahr 2012 mit 8,4 Mrd. SMS ist das ein Rückgang von knapp 70 Prozent.
Längst ist der Kampf um die nächste Generation des mobilen Netzes entbrannt. 5G nennt sich das dann: Fünfte Generation. Der neue Chef des Österreichgeschäfts, Marcus Grausam, interimistischer Nachfolger der ins Wirtschaftsministerium berufenen Margarete Schramböck, sieht die neue Regierung in der Pflicht – und auf einem guten Weg: „Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, dass sich die österreichische Bundesregierung klar dazu bekennt, digitale Infrastrukturen, in dem Fall 5G, auszubauen“, sagte er vor einigen Wochen. Das Österreichgeschäft ist für die in sieben europäischen Ländern vertretene Telekom-Holding bis heute das wichtigste.
Rund zehn Mrd. Euro sind laut Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) für den Ausbau des neuesten Mobilfunkstandards der fünften Generation, der den Vorgängerstandard 4G (LTE) ablösen soll, nötig. Zahlen sollen den Ausbau vorrangig die Betreiber, die diese Idee nicht großartig finden. Hier ist noch einiges an Konfliktpotenzial vorhanden. Der Staat ist zu 28,4 Prozent an der Telekom beteiligt – und hat deshalb einiges mitzureden.
Laut Syndikatsvertrag darf die Staatsholding Öbib Vorstandschef und Aufsichtsratschef stellen. America Movil, mit 51 Prozent Mehrheitseigentümer, hat aber das Recht, sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsrat die Mehrheit der Mitglieder zu benennen.
Seit April wissen wir auch, dass der ÖVP-nahe ehemalige T-Systems Geschäftsführer Thomas Arnoldner im Herbst Boss der ganzen Gruppe werden soll. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Alejandro Plater zieht sich in einem Dreiervorstand als Vorstand für den operativen Betrieb in die zweite Reihe zurück. Siegfried Mayrhofer bleibt Finanzvorstand.
Hofer will 5G bis 2020 in den Landeshauptstädten etabliert sehen. Bis 2025 soll das Netz flächendeckend ausgebaut sein. In der Zwischenzeit soll die Versorgung mit Glasfaser-Internet im ländlichen Bereich verbessert werden.
Österreich ist zudem in der EU Schlusslicht, was den Glasfaserausbau betrifft, weshalb die Telekom im April den Ausbau des Glasfasernetzes für rund 500 Gemeinden angekündigt hat. Dazu Österreich-Chef Grausam: „Die Anbindung an das Glasfasernetz ist die Voraussetzung der Digitalisierung von Unternehmen und trägt zum Entstehen neuer Geschäftsfelder bei. Auch für private Anwender ist der Zugang zu schnellerem Internet unverzichtbar. Der regionale Breitbandausbau hilft insbesondere den ländlichen Raum als attraktiven Lebensund Arbeitsstandort zu erhalten. Gerade dort investieren wir massiv in den Ausbau der Infrastruktur, um die Netze fit für die Digitalisierung zu machen.“
Die Telekom Austria hat im ersten Quartal 2018 deutlich weniger verdient als noch vor einem Jahr. Mit einem Nettogewinn (nach Minderheiten) von 26,1 Mio. Euro – nach 90,1 Mio. Euro im Vorjahresquartal – fiel der Gewinneinbruch aber geringer aus als von Analysten erwartet. Der Umsatz stieg leicht von 1058,9 auf 1073,1 Mio. Euro. Die Aktie hat nach einem guten Jahr 2017 zuletzt etwas nachgegeben.