Die Kräne heben wieder höher
Gewinneinbruch und Abgang des Chefs. Nach einem turbulenten Jahr 2017 peilt der Kranhersteller heuer ein Rekordjahr an.
Das Jahr 2017 ging für Palfinger nicht so toll zu Ende, wie es begonnen hatte. Noch im Frühherbst ging man beim erfolgsverwöhnten Kranhersteller mit Sitz in Bergheim bei Salzburg von einem weiteren Rekordergebnis aus. Doch im November gab der langjährige Vorstandschef Herbert Ortner völlig überraschend seinen Rücktritt mit Jahresende bekannt. Und wenig später folgte eine Gewinnwarnung: Höhere Restrukturierungskosten sowie Engpässe bei Lieferanten und in der eigenen Produktion ließen das Konzernergebnis noch stärker einbrechen als erwartet, um 14 Prozent auf knapp 53 Mio. Euro – der tiefste Wert seit 2014. Dabei stiegen neuerlich Umsatz und Betriebsgewinn. Auch blieben die Auftragsbücher voll, was den Ausblick für heuer schon wieder erhebender machte.
Tatsächlich legte der Weltmarkführer bei Lkw-Ladekränen und Hebebühnen im ersten Quartal beim Umsatz wieder kräftig zu. Die Nachfrage bleibt in Europa hoch, quer durch alle Produkt- gruppen. Auch in Nordamerika zeigt sich nun Dynamik. Die Restrukturierung am Problemmarkt soll mit Jahresmitte abgeschlossen sein. Als schwer verdaulich erweist sich die 2016 erworbene schwedische Harding-Gruppe, ein Anbieter von Rettungsausrüstung und Serviceleistungen für Schiffe. Die Integration des Sorgenkindes läuft noch immer an.
Nach dieser Erfahrung legt Palfinger erst einmal eine Expansionspause ein. Zehn Jahre lang war man durch Zukäufe fast ebenso stark gewachsen wie organisch, nicht immer mit Erfolg. Nun gibt man sich abstinent und will sich vorerst auf die Hausaufgaben konzentrieren, um wieder Kraft für neue Akquisitionen zu schöpfen.
Wohl auch im „See“-Sektor, der sich zum zweiten Standbein entwickeln soll. Es geht um Kräne für Schiffe und Ölplattformen, aber auch um Rettungsboote – ein schwieriges Marktumfeld, stark abhängig von den Rohstoffpreisen. Auf festerem Boden bewegt man sich im Kerngeschäft: beim Sektor Land (mit 30 der 40 Betriebsstätten), vor allem am Heimmarkt Europa. Recht gut entwickelt hat sich auch Asien; die Expansion nach Russland erwies sich sogar als echter Glücksgriff.
Die Familie Palfinger hält immer noch 59 Prozent der Anteile am stark gewachsenen Unternehmen. Inzwischen hat Aufsichtsratchef Hubert Palfinger junior, der Sohn des Firmengründers, auch einen neuen Vorsitzenden für den Vorstand gefunden. Seit Anfang Juni leitet Andreas Klauser die Geschäfte, ein Manager mit reicher Erfahrung im Bereich Landmaschinen und Nutzfahrzeuge.
Die Analysten vertrauen darauf, dass der Neue den Konzern mit 10.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 1,5 Mrd. Euro in eine gute Zukunft steuert: Die meisten Analysten empfehlen „Kaufen“oder „Halten“. Das Kursziel liegt im Schnitt bei 39 Euro und damit rund sieben Euro über dem aktuellen Wert.