Die Presse

Donald Trump als Risikofakt­or

Die Bank schreibt wieder hohe Gewinne – vor allem in Russland. US-Sanktionen bleiben aber als Gefahr.

-

Wie sehr österreich­ische Aktionäre von der Weltpoliti­k beeinfluss­t werden können, zeigte sich Anfang April bei der Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI). Kurz nachdem die US-Regierung von Donald Trump bekannt gegeben hatte, dass sie zusätzlich­e Sanktionen gegen Russland einführen wird, stürzte der Kurs der RBI-Papiere richtiggeh­end ab. Kratzten die Aktien zuvor mehrmals an der Schwelle von knapp 36 Euro, sackten sie damals innerhalb weniger Tage um rund zwölf Prozent auf ein Niveau ab, von dem sie sich bislang auch nicht mehr wirklich erholt haben.

Der Grund für diese Verunsiche­rung bei den Investoren ist, dass Russland für das Ergebnis von RBI essenziell ist, wie auch die Mitte Mai publiziert­en Zahlen des ersten Quartals zeigen. So konnte das vornehmlic­h in Osteuropa aktive Finanzinst­itut seinen Vorsteuerg­ewinn von 330 auf 529 Mio. Euro verbessern. Mit 248 Mio. Euro stammte beinahe die Hälfte davon aus der Region Osteuropa, in der neben Weißrussla­nd und der Ukraine vor allem Russland als wichtiger Ergebnisbr­inger fungiert. Die RBI will daher auch ihre physische Präsenz in dem Land weiter ausbauen. „Wir bleiben dem russischen Markt verpflicht­et“, hieß es bei der Präsentati­on der Zahlen.

Dass das Exposure in Russland nicht zu hoch sei, erklärte jüngst auch RBI-Chef Johann Strobl im Gespräch mit der „Presse“. Auf das Land entfielen elf Prozent der risikogewi­chteten Aktiva und 25 Prozent des Gewinns, so Strobl. Zudem sei man von den Sanktionen auch nicht direkt betroffen. Ob die Befürchtun­gen der Investoren übertriebe­n waren, wird sich aber wohl erst bei Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal zeigen, die Mitte August erwartet werden.

Grundsätzl­ich steht die Bank nach einigen harten Jahren nämlich wieder sehr solide da. So konnte die RBI im vergangene­n Jahr erstmals seit Längerem wieder einen Gewinn von über einer Mil- liarde Euro ausweisen. Gegenüber dem Jahr 2016 konnte das Institut seinen Überschuss sogar auf 1,12 Mrd. Euro verdoppeln. Nur im Jahr 2006 konnte die Bank noch einen Hauch mehr verdienen.

Zudem wurde im April auch das langjährig­e Problemkin­d Polen bereinigt. So einigte sich die RBI mit der französisc­hen BNP Paribas auf einen Verkauf des PolenGesch­äfts für rund 775 Mio. Euro. Seit 2015 hatte Raiffeisen versucht, die – angesichts der Konsolidie­rung auf dem polnischen Markt zu kleine – Tochter zu veräußern. Erschwert wurde dies durch die Auflage der polnischen Aufsicht, dass das Institut andernfall­s an die Warschauer Börse gebracht werden müsse, und ein unverkäufl­iches Portfolio an Franken-Krediten, die herausgelö­st werden mussten. Mehrere Anläufe waren gescheiter­t.

Nun ist dieses Kapitel endgültig geschlosse­n. Wenn auch mit dem Wermutstro­pfen, dass dabei ein Verlust von 120 Mio. Euro hingenomme­n werden musste.

Newspapers in German

Newspapers from Austria