Versicherung als Start-Up-Investor
Die Assekuranz hat 700 Mio. Euro in der Kasse, um Investitionen zu tätigen. Zuletzt hat sich das Unternehmen dabei immer stärker mit dem Thema Start-Ups auseinandergesetzt.
Die Uniqa ist zwar ein klassischer Versicherer. Doch ihr mittlerweile gar nicht mehr so neuer Chef, Andreas Brandstetter, hat erkannt, dass selbst so traditionsbewusste Unternehmen wie dieses, ihre Fühler in Richtung Digitalisierung ausstrecken müssen.
Zuletzt ist die Uniqa deshalb mit dem heimischen Start-up-Finanzierer Speedinvest eine Kooperation eingegangen, an der auch die Raiffeisen Bank International beteiligt ist. „Die Kooperation mit Speedinvest ist eine wesentliche Säule in der Gesamtstrategie von Uniqa, die digitale Transformation, innovative Technologien und Zukunftstrends zum Vorteil unserer Kunden weiter voranzutreiben“, teilte Brandstetter Ende Mai mit.
Die Versicherung selbst hat 700 Mio. Euro in der Kriegskasse, um Wachstumsinvestitionen zu tätigen. Dabei habe man an Versicherungsunternehmen, Vertriebswege oder auch digitale Aktivitäten gedacht, so Brandstetter. Vor allem Zukäufe oder Engagements im Fintech-Bereich sollen bei der Uniqa ausgebaut werden.
Zuletzt hat sich der börsenotierte Konzern an sechs jungen Firmen beteiligt und auch eine eigene Tochtergesellschaft gegründet, in der die Venture-Capital-Aktivitäten gebündelt werden. Selbst einen Exit gab es schon: 2017 konnte man die Beteiligung an dem estnischen InsurTech Inzmo, ein Start-Up im Versicherungsbereich, an einen strategischen Investor verkaufen.
Bei all den Innovationen hat die Uniqa aber auch ihr herkömmliches Geschäft nicht aus den Augen verloren. Im Gegenteil. Im vergangenen Jahr schaffte es das Unternehmen, sein Ergebnis vor Steuern (EGT) gegenüber 2016 um 7,4 Prozent auf 242,2 Mio. Euro zu steigern. Auch die verrechneten Prämien konnten um 4,9 Prozent auf rund 5,3 Mrd. Euro zulegen. Wobei das Wachstum in erster Linie auf die ausländischen Märkte, vor allem die Länder rund um Österreich, zurückzuführen war.
Zulegen will die Uniqa in Osteuropa unter anderem durch die Übertragung lokal erfolgreicher Produktmodelle auf andere Länder. Unter dem Strich peilt das Unternehmen bis 2020 ein durchschnittliches Prämienwachstum in der Höhe von zwei Prozent an. Für das laufende Jahr ist der Vorstand ebenfalls optimistisch. „Wir wollen das EGT 2018 nochmals klar und spürbar verbessern“, sagte CEO Brandstetter Ende Februar. Zudem hofft man darauf, die Dividende zum siebenten Mal in Folge steigern zu können. Für das abgelaufene Geschäftsjahr lag diese bei 51 Cent je Aktie, nachdem ein Jahr zuvor 49 Cent je Anteilsschein ausgeschüttet wurden. Das Kapitalanlageergebnis ging jedoch aufgrund des Niedrigzinsumfelds – von dem jedoch alle Versicherungen betroffen sind – und negativer Währungseffekte um 4,7 Prozent auf 560,9 Mio. Euro zurück.
Die Uniqa bietet neben Schadenund Unfallversicherungen auch Lebensversicherungen an. Im Bereich Krankenversicherung ist sie mit einem Anteil von fast 47 Pro- zent unangefochtener Marktführer in Österreich.
Die Versicherung betreibt auch schon fünf eigene Krankenhäuser, weitere Zukäufe in diesem Segment stehen derzeit allerdings nicht auf der Agenda. Bei den Kunden in der Vergangenheit besonders gut angekommen ist die Option, die Privatklinik Döbling in der Nacht und an Wochenenden mit akuten Beschwerden aufsuchen zu können. Vorteil des Produkts „Akut versorgt“ist, dass sich Patienten lange Wartezeiten, die sie in den öffentlichen Spitälern erwartet, ersparen.
Den Rücken gekehrt hat die Uniqa jenen Beteiligungen, die nichts mit dem Kerngeschäft zu tun haben. Zuletzt verkaufte sie ihren Anteil an den Casinos Austria, was zu einem Gewinnsprung im ersten Quartal führte.