Im Osten spielt die Musik
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war die Assekuranz eine der ersten in Osteuropa. Das kommt ihr nun zugute.
Sie war eine der Ersten in Osteuropa und kann nun die Früchte ihrer langfristigen Strategie ernten: Die Vienna Insurance Group gilt als einer der führenden Versicherer in der Region CEE und konnte ihr Ergebnis vor Steuern (EGT) im abgelaufenen Geschäftsjahr um 8,8 Prozent auf 442,5 Mio. Euro steigern. Die VIG erzielte im Vorjahr 55 Prozent ihrer Prämien und 57 Prozent ihres Gewinns in den osteuropäischen Ländern.
Während in Österreich ein ständiger Verdrängungswettbewerb herrsche, „muss man im Osten niemandem einen Kunden wegnehmen“, sagte einst Vorstandschefin Elisabeth Stadler im Gespräch mit der „Presse“. Rund 2000 Euro gibt man hierzulande pro Jahr im Schnitt für Versicherungen aus, östlich von Österreich sind es oft nur ein Zehntel davon.
In CEE wuchsen die Einnahmen im Vorjahr denn auch um 9,4 Prozent auf 5,09 Mrd. Euro. Der heimische Markt entwickelte sich mit minus 2,4 Prozent auf 3,85 Mrd. Euro hingegen rückläufig. Zuwächse gab es im abgelaufenen Geschäftsjahr in allen Sparten außer bei den sogenannten Einmalerlägen. Am stärksten wuchsen die Prämien in der Kfz-Kaskoversicherung mit zwölf Prozent.
„Wir haben unsere Ziele für 2016 und 2017 übererfüllt und werden heuer den Plan für 2019 erreichen“, sagte Stadler im Rahmen der Bilanzpressekonferenz im März. Das Prämienvolumen soll im laufenden Jahr auf 9,5 Mrd. Euro (2017: rund 9,4 Mrd. Euro) steigen und 2020 die Zehn-Milliarden-Marke knacken. Beim Vorsteuergewinn geht Stadler von einer Bandbreite zwischen 450 bis 470 Mio. Euro aus, rund 500 Mio. Euro sollen es dann 2020 sein.
Auch die Aktionäre kommen in den Genuss der positiven Entwicklung: Ihre Dividende wird sich für das Jahr 2017 von 80 auf 90 Cent je Aktie erhöhen. Die Dividendenrendite steigt dadurch auf 3,5 Prozent, die Ausschüttungsquote klettert auf knapp 39 Pro- zent. Seit dem Jahr 2005 hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, mindestens 30 Prozent des Netto-Konzerngewinns (nach Minderheiten) an seine Anteilseigner weiterzuleiten. Daran will die VIG auch weiterhin festhalten, sagt Stadler.
Ganz oben auf der Agenda steht für die Versicherung neben Zukäufen (in den vergangenen drei Jahren waren es zehn) auch die Digitalisierung. Dem Thema wolle man in mehreren Wellen Rechnung tragen. Dazu gehört auch der Ausbau des Onlinevertriebs, etwa über den Bankpartner Erste Group (mit dem in zehn Ländern zusammenarbeitet wird). Praktisch in der Zielgeraden ist die Fusion der Wiener Städtischen Versicherung mit der Sparkassen Versicherung, beides Töchter der Vienna Insurance Group. Im Herbst dieses Jahres wird der Zusammenschluss voraussichtlich wirksam. Dadurch entsteht der größte Lebensversicherer des Landes. Die S-Versicherung bleibt als Vertriebsmarke erhalten.