Nach der massiven Expansion folgt ein Jahr der Konsolidierung für den ATX-Aufsteiger
2017 war das zweitbeste Jahr in der Geschichte des Baukonzerns. Die starke Expansion knabberte aber am Gewinn. Nun wird das Gekaufte einmal verdaut.
Für die Porr war der vergangene Dienstag ein wahrlich denkwürdiger Tag. Schließlich ist der Baukonzern, wohlgemerkt Österreichs ältestes gelistetes Unternehmen, zum ersten Mal in seiner Börsengeschichte in den Leitindex ATX aufgenommen worden. Das Ausscheiden des Immobilienkonzerns Buwog machte dies möglich. Aufgrund des entsprechenden täglichen Durchschnittsumsatzes sowie der Streubesitzkapitalisierung rückte Porr nach.
Auch sonst geht es bei Österreichs zweitgrößtem Baukonzern mit seinen knapp 18.000 Mitarbeitern nach oben. 2017 war das zweitbeste Jahr in der Firmengeschichte. Das Geschäft brummt. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um rund sieben Prozent auf 201 Mio. Euro zu, die Produktions- leistung um 21 Prozent auf 4,7 Mrd. Euro. Die Umsatzerlöse kletterten um 25,6 Prozent auf 4,3 Mrd. Euro, der Auftragsbestand um fast ein Drittel auf knapp 6,4 Mrd. Euro.
Gewiss, die massive Expansion in Deutschland und „einmalig erhöhte Logistikkosten in Katar“, so Konzernchef Karl-Heinz Strauss, führten zu Gewinneinbußen – der Überschuss sank um fünf Prozent auf 64 Mio. Euro. Gleichzeitig stieg die Nettoverschuldung auf 147 Mio. Euro, während 2016 noch eine Nettocash-Position von 53 Mio. Euro erzielt worden war.
In Deutschland hat Porr drei Firmen übernommen – darunter den Tiefbauspezialisten Franki Grundbau, durch den die Porr in Deutschland nun Eigenangaben zufolge zu den drei führenden Anbietern in diesem Bereich gehört.
Von einer „bewussten Investition“ins Wachstum, spricht Strauss: Aber beim starken Wachstum war natürlich „auch der eine oder andere Fehlgriff dabei“.
2018 ist für Strauss daher das Jahr der Konsolidierung, und zwar „auf Ertrag, Risikominimierung und Kostendisziplin – das heißt nicht mehr so starkes Wachstum“. Die Produktionsleistung soll auf über fünf Mrd. Euro steigen.
Die Zahlen für das erste Quartal zeigen, dass die Produktionsleistung bereits um ein Drittel auf etwa eine Mrd. Euro angezogen ist, der Auftragsbestand um ein Fünftel auf den Rekordwert von 6,7 Mrd. Euro. Der Verlust vor Steuern (EBT) stieg aber auch – um 18 Prozent auf 13 Mio. Euro.
Am 23. März hat Porr als Teil einer Arbeitsgemeinschaft den Zuschlag für das Baulos Pfons-Brenner, das größte des Brennerbasistunnels auf österreichischem Gebiet, erhalten. Auftragsvolumen: 966 Mio. Euro. Deutschland und Österreich bleiben also mit 68 Prozent Anteil an der Produktionsleistung die wichtigsten Märkte des Konzerns. Mehrheitseigentümer der Porr (mit knapp 54 Prozent) ist ein Syndikat bestehend aus der Ortner-Gruppe sowie der StraussGruppe rund um den Firmenchef.
Von den bei Bloomberg aufgelisteten Analystenempfehlungen lauten zwei auf „Kaufen“und vier auf „Hold“. Das Konsens-Kursziel für die Aktie, die aktuell etwa 31 Euro kostet, liegt bei 32,50 Euro.