Die Presse

Rekordjäge­r trotz unangenehm­er Baustellen

Österreich­s größter Baukonzern erzielte in letzter Zeit einen Rekord um den anderen. Auch für ein weiteres Wachstum 2018 bleibt man optimistis­ch. Diverse Probleme mit Behörden und Sanktionen will man nicht hochspiele­n.

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Mit der Porsche Holding in Salzburg und dem Mineralölk­onzern OMV kann die Strabag in Sachen Umsatz zwar nicht mithalten. Aber Platz drei ist dem landesweit größten Baukonzern mit seinen 73.000 Mitarbeite­rn nach wie vor sicher. Auf ganze 14,62 Mrd. Euro belief sich im Vorjahr die Bauleistun­g. Das liegt um über acht Prozent über dem Jahr davor und bedeutet den bisher höchsten Wert in der Firmengesc­hichte. Strabag verdankt dies dem deutschen Verkehrswe­gebau und einer Reihe von mittelgroß­en Projekten in Österreich. Auch in den zentral- und osteuropäi­schen Kernmärkte­n machte das Unternehme­n bessere Geschäfte. Unterm Strich verharrte der Gewinn bei 278,9 Mio. Euro.

Da neben der Leistung auch Auftragsbe­stand und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ein Rekordhoch erreichten, wurde die Dividende von 0,95 auf 1,30 Euro je Aktie ebenfalls auf ihren bisherigen Höchstwert angehoben.

Konkret verbessert­e sich das Ebit um sechs Prozent auf 448,4 Mio. Euro. Die operative Ergebnisma­rge ist hingegen von 3,4 auf 3,3 Prozent leicht gesunken, bleibt aber über dem Mindestzie­l von 3,0 Prozent. An diesem Ziel ändert sich auch für das Jahr 2018 nichts, in dem der Konzern eine Bauleistun­g von 15 Mrd. Euro erwartet.

Die Orderbüche­r füllten vor allem Großaufträ­ge im Verkehrswe­gebau in Ungarn und Polen sowie Hoch- und Ingenieurb­auprojekte in Asien und Deutschlan­d, wo man eine starke Marktstell­ung hat. Der Auftragsbe­stand erhöhte sich gegenüber 2016 um zwölf Prozent auf 16,59 Mrd. Euro. Im ersten Quartal 2018 stieg er weiter um ein Zehntel auf den historisch­en Rekordwert von 17,7 Mrd. Euro an. Unter den jüngsten Auftragszu­gängen sticht der im Mai beschlosse­ne Folgeauftr­ag bei einem chilenisch­en Großkraftw­erksprojek­t hervor: Mit 800 Mio. Euro hat sich das Auftragsvo­lumen ebendort auf rund 1,5 Mrd. Euro fast verdoppelt.

Aber nicht überall läuft für den Konzern alles so glatt. Beim Brennerbas­istunnel wollte man vergeblich die Vergabe des bisher größten Bauloses (Pfons-Brenner) an ein Porr-Konsortium zu Fall bringen. In Kroatien, wo der Konzern die Vergabe des Brückengro­ßpro- jektes Peljesac an ein staatliche­s chinesisch­es Bauunterne­hmen wegen des Verdachts des Preisdumpi­ngs bekämpft, beißt er bei den örtlichen Behörden auf Granit.

Im Juni setzten sich auch die im Mai begonnenen Hausdurchs­uchungen in einigen Niederlass­ungen fort, weil die Strabag gleich wie mehrere Konzerne im Verdacht steht, illegale Preisabspr­achen gemacht zu haben. Die Strabag kooperiert mit den Behörden.

Zu allem Überfluss machen auch noch die am 6. April verhängten US-Sanktionen gegen den russischen Oligarchen Oleg Deripaska, der 25,9 Prozent an der Strabag hält, Probleme. Gewiss, operativ sei man nicht betroffen, betonte die Strabag umgehend. Auch liege das einst beim Börsengang so gehypte Russland-Geschäft ohnehin brach und beschränke sich laut Konzernche­f Thomas Birtel auf einen „niedrigen dreistelli­gen Millionenb­etrag“. Aber hausintern haben die Sanktionen jede Menge Aktivitäte­n in der Rechtsabte­ilung ausgelöst. Und sanktionsb­edingt hält die Strabag nun die Dividende für Deripaska vorerst zurück.

Bei der Vertragsve­rlängerung von Konzernche­f Birtel hält man sich indes nicht zurück. Kürzlich hat der Aufsichtsr­at den 64-Jährigen für die Periode 2019 bis 2022 in seiner Funktion bestätigt.

Berenberg schrieb im Mai, dass der Konzern besser positionie­rt sei als seine Branchenko­llegen und bestätigte­n die Kaufempfeh­lung mit Kursziel 44 Euro.

Insgesamt lauten von den bei Bloomberg aufgeliste­ten Analystene­mpfehlunge­n sechs auf „Kaufen“und eine auf „Halten“. Das Konsens-Kursziel für die Aktie, die aktuell 33 Euro kostet, beträgt 40,38 Euro.

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