Requiem für einen Lächelnden
Begräbnis. Thomas Chorherr war ein Mensch mit unbändigem Humor. Auch für seine Neugierde und den kritischen Blick wurde er beim Requiem geehrt.
Sie seien sehr verschieden gewesen, sagt Heinz Fischer. Und doch habe der Altbundespräsidenten mit Thomas Chorherr eine tiefe Verbindung gehabt. Über „undefinierbare Fäden“, wie Fischer bei seiner Rede in der Lueger-Kirche am Zentralfriedhof anmerkt. „Chorherr war konservativ, aber er war aufgeschlossen, fair und mit einer klaren Meinung. Und die hatte eine innere Logik.“Es ist Fischer, der vor allem die berufliche Seite beim Requiem für Thomas Chorherr hervorhebt. Jene Rolle, für die er in ganz Österreich geschätzt war. Und für die er auch gewürdigt wurde.
Das Goldene Ehrenkreuz, das Große Silberne Ehrenzeichen, das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse – all die Orden, die dem langjährigen Chefredakteur und Herausgeber der „Presse“verliehen wurden, stehen am Mittwochnachmittag vor seinem aufgebahrten Sarg. Und Fischer erzählt, dass er 2012 noch vorgeschlagen habe, Chorherr zu seinem 80. Geburtstag eine Auszeichnung zu überreichen. Doch habe ihm der zu- ständige Beamte mitteilen müssen, dass dies nicht möglich sei. Chorherr habe bereits alle möglichen Ehrungen erhalten, er war bereits „ausdekoriert“.
Seine journalistische Arbeit, für die er gebrannt hat, ist einer der roten Fäden, die sich durch den Festakt ziehen. Mit dem Evangelium nach Johannes, etwa, in dem der zweifelnde Thomas sich weigert, das Wunder von Jesu Auferstehung anzuerkennen, ehe er ihn nicht selbst gesehen, seine Finger in die Wundmale gesteckt hat. „Ich halte es mit dem Apostel Thomas, meinem Namenspatron“, hat Chorherr in das Begleitbildchen zu seinem Begräbnis schreiben lassen. Und damit auch, wie Pater Felix Gradl von den Franziskanern, der das Requiem leitet, anmerkt, noch etwas an seine Journalistenkollegen mitgegeben hat: Dass der Zweifler, der Ungläubige, der Schutzpatron der Journalisten sein sollte. „Nur weil wir zu wissen glauben, wissen wir. . .“
Von den Kollegen sind auch viele gekommen, allen voran jene von „seiner“Zeitung, der „Presse“, der er bis zum Ende verbunden blieb. Von Chefredakteur und Herausgeber Rainer Nowak, die Ex-Chefredakteure Micha- el Fleischhacker und Andreas Unterberger bis zu zahllosen Kollegen und Freunden, die während oder auch nach seiner Ägide arbeiteten. Auch Kurt Kribitz, Vorstand der „Styria“, und Aufsichtsrat Johann Trummer, erweisen Chorherr die letzte Ehre.
Er war ein Bürgerlicher im besten Sinne – das Mozart-Requiem und viele lateinische Zitate beim Festakt würdigen das. Er war ein Mensch, der viel und gerne gelobt hat – was unter anderem sein Sohn Christoph Chorherr in seiner Rede hervorhebt. Und, auch das zieht sich wie ein roter Faden durch den Trauerakt: Er hat viel und gerne gelacht. „Er hatte einen unbändigen Humor“, erzählt sein Sohn, „der ihm geholfen hat, Spannungen wegzulachen.“Auch zwischen Vater und Sohn, die ideologisch nie auf einer Linie waren, hat es den gegenseitigen Respekt gegeben, die Wertschätzung und Liebe über alle inhaltlichen Themen hinweg.
Und das Schmunzeln, das Lachen des Verstorbenen, es geht auch über seinen Tod hinaus – so wie seine Witwe Christa Chorherr beim Kondolieren anmerkt: „Er würde auch jetzt über uns lachen.“