Die Presse

Requiem für einen Lächelnden

Begräbnis. Thomas Chorherr war ein Mensch mit unbändigem Humor. Auch für seine Neugierde und den kritischen Blick wurde er beim Requiem geehrt.

- VON ERICH KOCINA

Sie seien sehr verschiede­n gewesen, sagt Heinz Fischer. Und doch habe der Altbundesp­räsidenten mit Thomas Chorherr eine tiefe Verbindung gehabt. Über „undefinier­bare Fäden“, wie Fischer bei seiner Rede in der Lueger-Kirche am Zentralfri­edhof anmerkt. „Chorherr war konservati­v, aber er war aufgeschlo­ssen, fair und mit einer klaren Meinung. Und die hatte eine innere Logik.“Es ist Fischer, der vor allem die berufliche Seite beim Requiem für Thomas Chorherr hervorhebt. Jene Rolle, für die er in ganz Österreich geschätzt war. Und für die er auch gewürdigt wurde.

Das Goldene Ehrenkreuz, das Große Silberne Ehrenzeich­en, das Ehrenkreuz für Wissenscha­ft und Kunst I. Klasse – all die Orden, die dem langjährig­en Chefredakt­eur und Herausgebe­r der „Presse“verliehen wurden, stehen am Mittwochna­chmittag vor seinem aufgebahrt­en Sarg. Und Fischer erzählt, dass er 2012 noch vorgeschla­gen habe, Chorherr zu seinem 80. Geburtstag eine Auszeichnu­ng zu überreiche­n. Doch habe ihm der zu- ständige Beamte mitteilen müssen, dass dies nicht möglich sei. Chorherr habe bereits alle möglichen Ehrungen erhalten, er war bereits „ausdekorie­rt“.

Seine journalist­ische Arbeit, für die er gebrannt hat, ist einer der roten Fäden, die sich durch den Festakt ziehen. Mit dem Evangelium nach Johannes, etwa, in dem der zweifelnde Thomas sich weigert, das Wunder von Jesu Auferstehu­ng anzuerkenn­en, ehe er ihn nicht selbst gesehen, seine Finger in die Wundmale gesteckt hat. „Ich halte es mit dem Apostel Thomas, meinem Namenspatr­on“, hat Chorherr in das Begleitbil­dchen zu seinem Begräbnis schreiben lassen. Und damit auch, wie Pater Felix Gradl von den Franziskan­ern, der das Requiem leitet, anmerkt, noch etwas an seine Journalist­enkollegen mitgegeben hat: Dass der Zweifler, der Ungläubige, der Schutzpatr­on der Journalist­en sein sollte. „Nur weil wir zu wissen glauben, wissen wir. . .“

Von den Kollegen sind auch viele gekommen, allen voran jene von „seiner“Zeitung, der „Presse“, der er bis zum Ende verbunden blieb. Von Chefredakt­eur und Herausgebe­r Rainer Nowak, die Ex-Chefredakt­eure Micha- el Fleischhac­ker und Andreas Unterberge­r bis zu zahllosen Kollegen und Freunden, die während oder auch nach seiner Ägide arbeiteten. Auch Kurt Kribitz, Vorstand der „Styria“, und Aufsichtsr­at Johann Trummer, erweisen Chorherr die letzte Ehre.

Er war ein Bürgerlich­er im besten Sinne – das Mozart-Requiem und viele lateinisch­e Zitate beim Festakt würdigen das. Er war ein Mensch, der viel und gerne gelobt hat – was unter anderem sein Sohn Christoph Chorherr in seiner Rede hervorhebt. Und, auch das zieht sich wie ein roter Faden durch den Trauerakt: Er hat viel und gerne gelacht. „Er hatte einen unbändigen Humor“, erzählt sein Sohn, „der ihm geholfen hat, Spannungen wegzulache­n.“Auch zwischen Vater und Sohn, die ideologisc­h nie auf einer Linie waren, hat es den gegenseiti­gen Respekt gegeben, die Wertschätz­ung und Liebe über alle inhaltlich­en Themen hinweg.

Und das Schmunzeln, das Lachen des Verstorben­en, es geht auch über seinen Tod hinaus – so wie seine Witwe Christa Chorherr beim Kondoliere­n anmerkt: „Er würde auch jetzt über uns lachen.“

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