Der kleine, dicke Fußballgott
G ott muss Argentinier sein. Für Diego Armando Maradona, Argentiniens kleinen, dicken Fußballgott, hat sich im Grunde nichts geändert, seit er vor mehr als drei Jahrzehnten die Hand Gottes in Anspruch nahm, um das Leder ins Tor zu bugsieren. In Buenos Aires und Neapel wird er auch nach wie vor wie ein Halbgott verehrt, samt Kirche, Kerzen, Altar und Heiligenbildchen. Obwohl der 57-Jährige einen ganz und gar unheiligen Lebenswandel führt.
Wie er im Spiel gegen Nigeria in der VIP-Loge ein Balztänzchen aufführte; wie er mit theatralischer Gestik die Hände in die Höhe warf, um Hilfe von oben zu erflehen – von seinen Hausgöttern, den Castros aus Kuba, Hugo Chavez´ aus Venezuela und von Argentiniens Nationalheiligen, Che Guevara und Papst Franziskus: Das hatte etwas Opernhaftes, um nicht zu sagen Operettenhaftes. Fehlte nur noch, dass er a` la Luciano Pavarotti eine Arie angestimmt hätte.
Dios mio hatte ein Einsehen. Lionel Messi, Maradonas kongenialer Erbe in der Albiceleste, sagte voll Gottvertrauen: „Ich wusste, dass Gott uns nicht verlassen würde.“Ob er Maradona damit meinte, ist nicht kolportiert. Nach 90 Minuten wirkte die Marionette Maradona ziemlich ausgelaugt – psychisch wie physisch. Ob Diegito als Glücksbringer bis zum Ende des Turniers durchhalten oder ihn der Zorn des Allmächtigen treffen wird, ist also ungewiss. (vier)