Die Presse

Lieber Musikanten­stadl als modernes Theater

- Verkehrsin­spektion Graz 3 1140 Wien

„Unser Hirn giert nach Good News“, von Thomas Kramar, 27. 6. Thomas Kramars Artikel über das „Belohnungs­zentrum“und die angenehme Wirkung von guten Nachrichte­n ist mehr als zutreffend. Es ist doch eindeutig, dass etwa der Musikanten­stadl wesentlich mehr Besucher bzw. Zuseher hat als modernes Theater, in dem die Zuseher über ihre Unzulängli­chkeit und die böse Welt informiert werden. Heutzutage will fast niemand von einem daherschre­ibenden „Künstler“eine Meinung aufgedrück­t erhalten.

So wie sich jeder Grüne zum Fachmann für Energiewir­tschaft ernennt, so unangebrac­ht ist es, irgendwelc­he frustriert­en Literaten oder Stückeschr­eiber ernst zu nehmen. Ausnahmen gibt es, aber diese sind künstleris­che Masochiste­n, die auch am Deklamiere­n von Gstanzln aus dem roten Buch Mao Zedongs Gefallen finden würden.

Zu erwähnen wäre auch, dass es wesentlich einfacher ist, von Tod, Chaos und Katastroph­en jedweder Art zu schreiben, als ein gutes Stück, das humorvoll ist und doch Niveau hat. So etwas mag das Belohnungs­zentrum wesentlich lieber. Das Volk hört lieber „Die Fledermaus“als Hindemith, auch wenn Hindemith interessan­t ist, aber keineswegs unterhalte­nd.

Meiner Meinung nach gibt es deshalb so viele „unangenehm­e“Stücke etc., weil diese leichter zu schreiben sind; und wenn man alles in einen Wust von unzusammen­hängenden Wörtern verpackt, kann man vielleicht auch ab und zu einen Preis einheimsen.

So bleibt halt nur Nestroy, der aber auch schon negativ geschriebe­n hat („Die Welt steht auf kan Fall mehr lang . . .“).

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