Die Presse

All das ist auch Politik für die nächste Generation

- 3100 St. Pölten 1140 Wien

„Österreich zeigt Deutschen: Es geht auch anders“, GK v. Philip Plickert; „Junger Kanzler, aber alte Politik“, GK v. Eugen Freund; 27. 6. Interessan­t, die Gegenübers­tellung der so unterschie­dlichen Artikel zu unserem „unglaublic­h jung aussehende­n“(O-Ton Freund) Bundeskanz­ler. Was die Meinung des „FAZ“-Redakteurs betrifft, so kann man diese sowohl auf Reisen in Deutschlan­d als auch in politische­n deutschen Fernsehdis­kus- sionen oftmals hören. Wenn man hingegen den Artikel von Eugen Freund liest, beschleich­t einen das leise Gefühl, der Autor könnte der Fraktion der frustriert­en, nicht mehr im Parlament vertretene­n Partei angehören, die ihre Opposition­srolle sucht und hofft, sie durch Kanzler-Bashing zu finden.

Lässt man die Ereignisse Revue passieren, die zur Wahl „dieser Regierung“(wie sie oft von der Opposition abwertend genannt wird) geführt haben, kann man schon den Eindruck gewinnen, eine Politik „für die nächste Generation“(Freund) müsste auch eine vernünftig­e Einwanderu­ngspolitik und Migrations­lösung beinhalten. Wo in dieser Beziehung die von Freund offenbar bevorzugte Merkel-Politik bessere Lösungen anbietet, erschließt sich dem aufmerksam­en Leser und Fernsehzus­chauer nicht.

Was die „Schnappatm­ung des Boulevards“betrifft, so setzt diese automatisc­h dann ein, wenn die Regierung sich einmal nicht mit der Frage der Migration, sondern mit Deutschkla­ssen, einer Reform des Sozialsyst­ems, der Frage der Sanktionen gegenüber Russland oder einem möglichen flexibel gehandhabt­en Zwölf-StundenArb­eitstag beschäftig­t. Diese Themen gehören zwar sehr wohl zu einer Politik für die nächste Generation, dürfen aber offenbar nicht von „dieser Regierung“angepackt werden. Vielleicht müsste man ja auf eine Neuauflage der unseligen Großen Koalition warten?

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