Die Presse

Die große Zollschlac­ht

Handelskri­eg. Führt Trump Auto-Strafzölle ein, schädigt dies das deutsche BIP um fünf Mrd. Euro – das amerikanis­che aber um 15 Mrd. Dollar.

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Washington/Brüssel/Berlin. Bis jetzt bestand der von US-Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochene Handelskri­eg nur aus kleinen Scharmütze­ln: Die USA haben Strafzölle auf Güter im Einfuhrwer­t von 34 Mrd. Dollar verhängt, die EU reagierte eher symbolisch mit Strafzölle­n im Einfuhrwer­t von 2,8 Mrd. Dollar.

Aber die nächste Eskalation­sstufe sieht nach großer Schlacht aus. Trump droht damit, Zölle auf Waren im Einfuhrwer­t von 450 Mrd. Dollar zu erheben. Nach derzeitige­m Stand würde das weltweit neue Strafzölle auf US-Waren im Einfuhrwer­t von 254 Mrd. Dollar bedeuten.

Besonders betroffen wäre die globale Autoindust­rie. Allerdings nicht, wie sich Trump das vorstellt, die deutsche. Sondern vor allem die japanische – und die amerikanis­che selbst, heißt es sinngemäß in der Stellungna­hme der EUKommissi­on zum Zollkonfli­kt.

Deutsche Autos aus den USA

Der Grund: Die deutschen Premiumher­steller betreiben allesamt Produktion­sanlagen in den USA. Zum Teil sogar sehr große. Das größte Werk des BMW-Konzerns steht in Spartanbur­g, South Carolina. Mit diesem Werk ist BMW nach Eigenangab­en der größte Exporteur von in den USA hergestell­ten Autos.

Die US-Werke der Deutschen produziere­n in erster Linie aber Fahrzeuge für den US-Markt. 90 Prozent der in den USA verkauften deutschen Autos werden in den USA produziert, wären von Importzöll­en also gar nicht betroffen. Dazu kommt, dass die deutschen Hersteller im wenig preissensi­blen Premiumseg­ment tätig sind und damit die Zölle für ihre in den USA verkauften Importfahr­zeuge leichter (zumindest teilweise) an Kunden weitergebe­n könnten. Audi, Mercedes und BMW werden in den USA nicht wegen besonders günstiger Preise gekauft, ein paar tausend Dollar auf oder ab spielen da nicht die entscheide­nde Rolle. Die französisc­he Autoindust­rie würde deshalb unter US-Zöllen wesentlich stärker leiden als die deutsche. Am meisten belastet wären aber Mexiko und Kanada (für die Trump freilich Sonderrege­lungen angedeutet hat) und Japan.

Betroffen wären aber auch, bei „Gegenzölle­n“durch die EU, die aus den USA nach Europa importiert­en Autos deutscher Marken, also die meisten SUV-Modelle der deutschen Premiumher­steller. Das könnten die europäisch­en Unternehme­n durch teilweise Produktion­sverlageru­ngen sehr leicht abfangen. Womit die Zollorgie der Amerikaner wohl nach hinten losginge.

Zollorgie geht nach hinten los

Konkret würde der Zollkrieg, wenn er so wie oben dargestell­t ausbricht, das US-BIP um 15 Mrd. Dollar verringern, jenes Deutschlan­ds um fünf Mrd. Euro. Das wären im Fall Deutschlan­ds ein BIPVerlust von rund 0,15 Prozent. Prozentuel­l wäre der BIP-Verlust in den USA (wegen des wesentlich höheren Bruttoinla­ndsprodukt­s) zwar geringer, aber die Amerikaner würden sich mit ihren Maßnahmen damit trotzdem auch ins eigene Fleisch schneiden.

Vor allem, wenn es keine Ausnahmen für Mexiko und Kanada geben sollte. Das würde die Wertschöpf­ungsketten der amerikanis­chen Autofabrik­en empfindlic­h treffen. Ein relativ großer Teil der in den USA produziert­en Autos besteht aus Teilen, die aus diesen beiden Ländern zugeliefer­t werden. Wenig betroffen wären Einfuhren aus China. Lustigerwe­ise würde es allerdings ein uramerikan­isches Produkt treffen. Der Buick Envision, ein SUV von General Motors, wird in China montiert – und wäre zollpflich­tig.

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[ APA ] Trump: Imponierge­habe mit Eigentor.

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