Zwei unvollendete Fußballstars
WM-Frust. Lionel Messi scheiterte mit Argentinien ebenso im Achtelfinale wie Cristiano Ronaldo mit Portugal. Die aktuell weltbesten Spieler konnten die WM nie gewinnen, ihr Teamrücktritt naht.
Moskau. Für zwei der wohl besten Spieler in der Fußball-Geschichte dürfte der Traum vom wichtigsten Titel endgültig geplatzt sein. Lionel Messi und Cristiano Ronaldo schieden mit Argentinien bzw. Portugal im Achtelfinale der WM in Russland aus und könnten damit ihre letzten Auftritte auf der ganz großen Nationalteamebene absolviert haben. Der begehrte goldene Pokal blieb beiden in jeweils vier Endrunden versagt.
Ein fünfter Anlauf ist unwahrscheinlich, Messi wäre beim kommenden Turnier im November 2022 in Katar 35, Ronaldo bereits 37 Jahre alt. Vorerst ließ das Duo seine Zukunft jedoch offen. „Jetzt ist nicht der Moment, um darüber zu sprechen“, sagte Ronaldo nach dem 1:2 gegen Uruguay. Messi äußerte sich nach dem 3:4 gegen Frankreich weder gegenüber Journalisten noch via Social Media.
Der nächste Tiefschlag
Zumindest Messis Abschied könnte bald Realität werden, immerhin hatte er schon vor der Abreise nach Russland seinen Rückzug angedeutet. 2016 war der BarcelonaProfi nach dem verlorenen Finale der Copa America´ bereits zurückgetreten. Er widerrief diese Entscheidung wenige Wochen später und führte Argentinien doch noch zur WM – wo es nun den nächsten Tiefschlag setzte.
19 WM-Spiele absolvierte Messi, brachte es dabei auf sechs Tore und sieben Assists. 2014 gelang die Finalteilnahme, 2006 und 2010 war jeweils im Viertelfinale Endstation, in Russland packte er im Achtelfinale die Koffer. „La Pulga“, der „Floh“, würde alle seine Titel mit Barca gegen die WM-Krone eintauschen, das hatte der Argentinier 2016 zu Protokoll gegeben. Diese Sammlung dürfte unangetastet bleiben. Argentinien bleibt zweimaliger Weltmeister: 1978 siegte man bei der Heim-WM unter der Führung von Mario Kempes. 1986 triumphierte die Albiceleste in Mexiko unter dem seit damals omnipräsenten Diego Maradona.
Messis Abgang wäre das Ende einer von Final-Niederlagen geprägten Ära. Die Endspiele 2007, 2015 und 2016 (Copa America)´ sowie 2014 (WM) gingen für Messi allesamt verloren, der Gewinn der U20-WM 2005 und von OlympiaGold 2008 spenden da ebenso wenig Trost wie die Tatsache, dass er als erster Spieler überhaupt bei vier Weltmeisterschaften Torvorlagen lieferte.
Nach dem WM-Aus kündigte sich auch der Abschied von Teamchef Jorge Sampaoli an. Mit ihm und Messi wird eine ganze Generation abtreten. Javier Mascherano, 34, und Lucas Biglia, 32, verkündeten bereits ihren Abschied. Auch über Rücktritte von Gonzalo Higua´ın (30), A´ngel Di Mar´ıa (30), E´ver Banega (30), Gabriel Mercado (31), Nicolas´ Otamendi (30), Federico Fazio (31) und Sergio Agüero (30) wird spekuliert.
Triplepack, Tor – Fehlschuss
Auch über Ronaldo häufen sich die Spekulationen. Dabei war der portugiesische Europameister mit einem Triplepack gegen Spanien so fulminant in das Turnier gestar- tet und hatte danach auch noch das Siegestor gegen Marokko erzielt. Dann aber lag es auch an seinem gegen den Iran vergebenen Elfmeter, dass Portugal im Achtelfinale nicht auf den vermeintlich leichteren Gegner Russland, sondern Uruguay traf.
Ronaldos WM-Bilanz steht bei sieben Toren und zwei Assists in 17 Partien, wie Messi gelang ihm in K.-o.-Partien kein einziger Treffer. 2006 wurde „CR7“Vierter, es folgten Abschiede im Achtelfinale (2010, 2018) und in der Gruppenphase (2014).
Messis und Ronaldos Abgang könnte für ein Aufbrechen der seit einem Jahrzehnt gefestigten Hierarchie sorgen. Sie teilten sich die jüngsten zehn Auszeichnungen als Weltfußballer gerecht untereinander auf, Messi landete in der Abstimmung über den besten Kicker des Planeten seit 2007 immer unter den Top 2. Nun setzen Spieler wie Neymar oder Kylian Mbappe´ bei der WM zum großen Wurf an – und könnten damit den Generationenwechsel einleiten. (fin)