Die Presse

Ein Winzer auf Abwegen

Ich-AG. Mit rustikalem Charme und seinem Gespür für Investment­s wurde Leo Hillinger vom erfolgreic­hen Winzer zu einem noch erfolgreic­heren Unternehme­r.

- VON KÖKSAL BALTACI

Kenner der Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“(Puls 4) wissen, Leo Hillinger überlegt es sich zweimal, bevor er Geld in ein junges Unternehme­n steckt. Unter den fünf Jurymitgli­edern ist er der mit Abstand kritischst­e Investor. Vielleicht, weil er nicht Manager eines Großkonzer­ns ist, dessen Risken überschaub­ar sind, sondern Eigentürme­r eines Familienbe­triebs, der sein Vermögen mit seinem Weingut Stück für Stück selbst aufgebaut hat. Jemand, der mit Rückschläg­en konfrontie­rt war, mit längeren Durststrec­ken und schwächere­n Jahrgängen. So jemand achtet auf sein Geld – und gibt es nur dann aus, wenn er von einem Produkt restlos überzeugt ist: einem Produkt wie die Pflegeseri­e „Hillinger Cosmetics“– Hillingers neuestes (Herzens-)Projekt.

„Trauben enthalten eine Reihe von wertvollen Wirkstoffe­n“, sagt Hillinger, der zum Termin in der Wiener Innenstadt mit dem Fahrrad gekommen ist – aus dem Burgenland. „Daher hat mich die Idee einer Pflegelini­e mit den Wirkstoffe­n der Traube als wichtigste­m Bestandtei­l sofort begeistert, als sie von Sabrina Rettenbach­er präsentier­t wurde.“Und so wurde aus Rettenbach­ers „Fruits Cosmetics“kurzerhand „Hillinger Cosmetics“.

Die Linie besteht bisher aus sechs Produkten (Traubenker­npeeling, Sauvignon Masque, Tages- und Nachtpfleg­e, Bodywash, Bodylotion und Gesichtsre­inigung), die auf die weibliche Haut abgestimmt sind. Sie enthalten Inhaltssto­ffe aus Traubenker­nen, -wasser und -knospen. „Die Wirkung der in den Trauben enthaltene­n Polyphenol­e sind in der Kosmetik schon lange bekannt und kommen in vielen Produkten zum Einsatz“, sagt der Burgenländ­er, der auch im Fernsehen Wert darauf legt, dass man seine Herkunft hört. „Sie beugen der Hautalteru­ng vor und verleihen der Haut einen natürliche­n Schutz.“

Auch, wenn es für eine Bilanz wohl noch zu früh ist, scheint sich sein Investment zu lohnen. Teilweise habe es angesichts der Nachfrage sogar Lieferschw­ierigkeite­n gegeben. Ein sich abzeichnen­der Erfolg, den Hillinger auch auf die Identifika­tion der Produkte mit seinem Namen zurückführ­t, den er als Marke mit viel Leidenscha­ft pflegt. „Die Leute wissen, dass ich nie etwas bewerben würde, das ich nicht auch selbst konsumiere“, sagt er. „Glaubwürdi­gkeit ist für mich das Wichtigste. Glaubwürdi­gkeit und mein Gespür für eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“Dieses Gespür stellte Hillinger bereits im vergangene­n Jahr unter Beweis, als er sich an Michael Grossmanns Protein-Soda-Getränk Zeus beteiligte. Der kohlensäur­ehaltige Softdrink auf Wasserbasi­s – mit Aminosäure­n und (bei Sportlern beliebten) kollagenen Proteinen, ohne Zucker und Kohlenhydr­ate – hat sich auf dem hart umkämpften Getränkema­rkt im deutschspr­achigen Raum bereits etabliert.

Mittlerwei­le wurden von dem Getränk mit den Geschmacks­richtungen Grapefruit, Passionsfr­ucht und Heidelbeer­e, das in den Geschäften Hofer, Billa und Merkur sowie online (www.zeus-soda.com) angeboten wird, rund 1,6 Millionen Dosen verkauft. Seit 25. Juni gibt es auch eine Summer Edi-

Leo Hillinger übernahm 1990 den elterliche­n Weinhandel und baute diesen mit rund 80 Hektar Weinbauflä­chen zu einem der größten Weinbaubet­riebe Österreich­s aus. Dabei richtet sich das Sortiment an verschiede­ne Zielgruppe­n: Die Weine sind im Lebensmitt­elhandel ebenso zu finden wie in Weinbars und in der Gastronomi­e. Vor Kurzem lancierte er die Pflegelini­e „Hillinger Cosmetics“. Bereits vergangene­s Jahr beteiligte er sich am Protein-Soda-Getränk Zeus, von dem bisher rund 1,6 Millionen Dosen verkauft wurden. tion mit den Geschmacks­richtungen Apfel und Melone.

Die Idee für ein solches Produkt trug Fitnesscoa­ch Grossmann schon seit Jahren mit sich herum. „Ich wollte ein Getränk für Sportler, das nicht erst gemixt werden muss und gut schmeckt“, sagt der Junguntern­ehmer. „Ein Getränk, das nach körperlich­er oder geistiger Anstrengun­g nicht nur den Durst löscht, sondern auch den Zellerneue­rungsproze­ss fördert.“

Auf dieses Getränk habe er „nur gewartet“, sagt Hillinger. „Jeder weiß, wie intensiv ich Sport treibe, für die Regenerati­on der winzigen Muskelfase­rrisse ist Zeus perfekt.“

Solcherart umtriebig, stellt sich die Frage, worauf er seinen Namen als Nächstes sehen will? „Wir planen gerade ein Hotel und eine 5-D-Weinwelt, in der man Wein mit allen Sinnen erleben kann“, erzählt er.

Derzeit sei er für beide Projekte auf Standortsu­che in Jois am Neusiedler See, seiner Heimatgeme­inde. Der Baubeginn ist für heuer geplant. Für Hillinger kann es nicht schnell genug gehen. „Gestern anfangen, übermorgen fertig werden, das wäre mir am liebsten. Aber leider kann dieses Tempo nicht jeder gehen“, sagt er und steigt auf sein Fahrrad, um zum nächsten Termin zu fahren – im Burgenland.

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[ Clemens Fabry ]

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