Zur Leistungsgesellschaft gibt es keine vernünftige Alternative
„Fleiß“und „Tüchtigkeit“haben heute einen fast faschistoiden Beiklang erhalten. Wir brauchen einen positiven Leistungsbegriff und die entsprechenden Vorbilder.
Bei der Fußball-WM und im Sport insgesamt ist die Sache klar: Es geht um Leistung, und wer die beste Leistung erbringt, gewinnt, wird bejubelt und gefeiert. Jene mit schlechter Leistung werden ausgebuht. Das ist brutal, aber ehrlich.
Auf anderen Gebieten hat sich der Leistungsbegriff unserer Wohlstandsgesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Beginnend mit den 68ern erhielten frühere Tugenden wie Leistungsbereitschaft, Fleiß, Ehrgeiz, Ausdauer, Zielstrebigkeit oder gar Tüchtigkeit einen faschistoiden Beigeschmack. Den Vertretern dieser Generation klang das zu sehr nach Nazi-Ideologie, nach dem Lebensbild ihrer Väter. Sie legten den Fokus auf die wirklich oder vermeintlich Benachteiligten, Schwachen und Leistungsverweigerer. Dieses „Ideal“drückte sich etwa in der antiautoritären Erziehung aus, den Kindern sollte nichts zugemutet werden, sie sollten ewig nach dem Lustprinzip leben dürfen.
In der Politik wurde der Sozialstaat exzessiv ausgebaut. Jahrzehntelang erzog man die Menschen zum Handaufhalten. „Der Staat“sollte dafür sorgen, dass es uns gut geht, nicht wir selber durch unsere Leistung. Es gab Förderungen und Unterstützungen, die ganze Aufmerksamkeit galt den „sozial Schwachen“. Der Staat gerierte sich als Übervater von lauter unmündigen, hilfsbedürftigen Kindern. Dafür erwartete er dann auch Dankbarkeit. Leistungsbereite, eigenständige und unabhängige Bürger passten eher nicht ins Konzept, außer als Zahler des Systems.
Genau das entwickelte sich zum Problem. In dem Maße wie der Kreis der Hilfsbedürftigen ausgeweitet wurde, sank jener der Finanziers dieses Konzepts und das Bewusstsein für Eigenverantwortung und Eigenleistung. Die wurde ja auch nicht belohnt, sondern bestraft. Diese leistungsfeindliche Entwicklung spiegelt sich auch in der öffentlichen Wahrnehmung und medialen Darstellung von Leistungsträgern. Menschen (außerhalb des Sports), die etwas geleistet, sich aus eigener Kraft mit Zielstrebigkeit und Tüchtigkeit etwas geschaffen haben, sind keine Vorbilder, sondern Feindbilder. So etwa finden sich kaum positive Darstellungen von Dietrich Mateschitz oder Frank Stronach. Bei Ersterem dominiert der Neid, Letzterer erntete vor allem Häme. Die Politik war nicht sein Feld, aber was der Mann geleistet hat – auch für Österreich – ist bewundernswert und verdiente eigentlich Anerkennung.
Wer den Industriestandort in Graz vor 20 Jahren mit dem heutigen Zustand vergleicht, sieht mit freiem Auge, was ein Einzelner leisten kann. Bevor Stronach hier investierte, lag das frühere Puchwerk darnieder, Jobs gingen massenweise verloren. Heute ist das Werk um ein Vielfaches gewachsen, hochmodern und lukriert laufend internationale Aufträge. Stetig werden neue Jobs geschaffen, der Motor brummt. Statt jedoch Stronachs Leistungen zu würdigen, wurde und wird er außerhalb der Steiermark als Witzfigur dargestellt und als Milliardär angefeindet.
Noch immer glauben viele die Mär, dass der Staat oder die Politik Wohlstand und Jobs schafft. Wollen wir den Wohlfahrtsstaat, der die (hoffentlich wenigen) wirklich Schwachen und in Not Geratenen unterstützen kann, muss es genügend Leistungsbereite geben.
Leistung muss gefördert, gefordert und entsprechend honoriert werden. Dabei ist darauf zu achten, dass nicht jeder die gleiche Leistung erbringen kann, aber jeder nach seinem Vermögen. Eine Gesellschaft ist dann unsolidarisch, wenn es zu viele gibt, die sich nur zurücklehnen, nichts beitragen und dann jenen nicht mehr geholfen werden kann, die es wirklich brauchen.
Leistungsbereite dürfen nicht die „Dummen“sein. Es braucht positive Vorbilder, an denen sich Jugendliche und Neuankömmlinge orientieren können. Scheitern bei Risikobereitschaft darf keine Schande sein, sondern nur, es nicht einmal versucht zu haben.