Psychotests und Listen gegen das große Trauma
„Elfmeterschießen ist kein Glück“, sagt der englische Teamchef, Gareth Southgate.
Moskau. Psychotests, regelmäßiges Training und fest geregelte Abläufe: Englands Nationaltrainer, Gareth Southgate, will beweisen, dass Elfmeterschießen kein Glück ist und den englischen Penalty-Fluch überwinden. Sieben Mal ist bei einer WM oder EM die Entscheidung über den Aufstieg der Three Lions im Elfmeterschießen gefallen – sechs Mal verlor England. Zuletzt fünf Mal in Folge. Kein anderes Team hat eine schlechtere Bilanz. Zählt man das Frauen-Team und die U21 bei den großen Turnieren hinzu, steht Englands Bilanz bei 2:12.
Ausgerechnet Southgate hat sich wohl den fatalsten Fehlschuss geleistet. Im Halbfinale der Heim-EM 1996 gegen Deutschland verschoss der damalige Aston-Villa-Verteidiger im Halbfinale als Einziger. Sein persönliches Trauma hat er überwunden. „Ich hatte ja ein paar Jahrzehnte Zeit dazu“, sagte der 47-Jährige. Nun will er sich diese Erfahrung zunutze machen. „Elfmeterschießen ist definitiv kein Glück. Und es hat auch nichts mit Zufall zu tun.“
Englands Verband geht das Thema wissenschaftlich an. Es gebe Parameter, die die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen können, erklärte Southgate. Daher werden seit März nach jeder Einheit Elfmeter trainiert. Alle Spieler haben sich psychologischen Tests unterziehen müssen, um herauszufinden, wer der Situation gewachsen ist und um ihnen ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Es existiert auch eine Liste, wer in der bestmöglich simulierten Situation im Training am häufigsten getroffen hat. Ebenfalls festgehalten ist, ob der Schütze Ruhe oder Ermutigung braucht.
Was Southgate damit schon erreicht hat: Der natürliche englische Pessimismus ist Selbstsicherheit gewichen. WM-Debütant Dele Alli meinte: „Wir sind gut vorbereitet. Jeder würde gern schießen.“