U-Kommission in der Kirche Kärntens
Bösen Gerüchten um die Diözesanspitze will der neue starke Mann in Kärntens kränkelnder Kirche nachgehen.
Der am Montag ernannte Administrator der Diözese Kärnten, die auf einen neuen Bischof wartet, hat eine Art U-Kommission eingesetzt: Sie soll strittige Personalentscheidungen des nach St. Pölten versetzten Bischofs Alois Schwarz aufklären.
Nun geht alles sehr rasch. Am Tag eins nach der feierlichen Inbesitznahme der Diözese St. Pölten durch Alois Schwarz mit Kardinal Christoph Schönborn, Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen und Landeshauptfrau Johanna Mikl
Leitner geht es um das Aufarbeiten des bischöflichen Erbes, das der Niederösterreich-Heimkehrer hinterlässt.
In Kärnten, dem bisherigen Einsatzort von Schwarz, gibt es vielerorts Aufatmen über die Abberufung des im Umgang mit Mitarbeitern nicht einfachen Bischofs durch Papst Franziskus. Am Montag also hat das Domkapitel den Administrator gekürt, der in der Sedisvakanz die Diözese führt. Erwartungsgemäß fiel die Wahl auf Engelbert Guggenberger. Der neue starke Mann war zehn Jahre als Generalvikar die rechte Hand des Bischofs.
Und der Mann, der selbst als Kandidat für das Bischofsamt gilt, legt seine Rolle forsch an. Noch am Montag hat der 65-jährige Lesachtaler eine Art Untersuchungskommission eingesetzt. Offiziell nennt sich das harmloser, nämlich Arbeitsgruppe. Deren Ziel: umfassenden Überblick über die wirtschaftliche und personelle Situation sowie das Arbeitsklima. Guggenbichler erklärt, mit Blick auf kirchliche Mitarbeiter sei ihm wichtig, „durch Klarheit, Entschiedenheit und Transparenz in meinem Kommunikationsund Führungsstil verloren gegangenes Vertrauen wieder herzustellen“.
Mehr als ungewöhnlich. Guggenberger ist offenbar fest entschlossen, bösen Gerüchten nachzugehen und Missstände abzustellen. Denn in Kärntens Kirche hat sich nicht wenig Unmut bis Verbitterung aufgestaut. Schwarz wurden fehlende Kommunikation nach innen und Umgang in „Gutsherrenart“vorgeworfen. Zuletzt hat für Kopfschütteln gesorgt, dass Ex- Geheimdienstchef Gert-Rene´ Polli in der Diözese Befragungen von Mitarbeitern angestellt hat. Laut Schwarz, um organisatorische Schwachstellen auszuloten – nicht Kritiker auszuforschen. Dazu kommen Gerüchte um zwei Frauen in der unmittelbaren Umgebung des Bischofs, mit denen er – an allen Beratungsgremien der Diözese vorbei – seine Entscheidungen treffe.
Das Magazin „News“hat mehrfach über die Vorgänge berichtet. Das ging so weit, dass sich der Bischof in einer schriftlichen Stellungnahme genötigt sah, sein „ehrliches Bekenntnis zum Zölibat und der damit verbundenen Lebensweise“zu bekunden. Kommt auch nicht alle Tage vor.
Interessant ist übrigens, wer die angeordnete Untersuchung leitet: Gurks Stiftpfarrer Gerhard Kalidz. Der reiht sich als abgesetzter Generalvikar in die Liste der Opfer von Schwarz ein. Er kennt also die Vorgänge.