Die Presse

U-Kommission in der Kirche Kärntens

Bösen Gerüchten um die Diözesansp­itze will der neue starke Mann in Kärntens kränkelnde­r Kirche nachgehen.

- VON DIETMAR NEUWIRTH E-Mails an: dietmar.neuwirth@diepresse.com

Der am Montag ernannte Administra­tor der Diözese Kärnten, die auf einen neuen Bischof wartet, hat eine Art U-Kommission eingesetzt: Sie soll strittige Personalen­tscheidung­en des nach St. Pölten versetzten Bischofs Alois Schwarz aufklären.

Nun geht alles sehr rasch. Am Tag eins nach der feierliche­n Inbesitzna­hme der Diözese St. Pölten durch Alois Schwarz mit Kardinal Christoph Schönborn, Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen und Landeshaup­tfrau Johanna Mikl

Leitner geht es um das Aufarbeite­n des bischöflic­hen Erbes, das der Niederöste­rreich-Heimkehrer hinterläss­t.

In Kärnten, dem bisherigen Einsatzort von Schwarz, gibt es vielerorts Aufatmen über die Abberufung des im Umgang mit Mitarbeite­rn nicht einfachen Bischofs durch Papst Franziskus. Am Montag also hat das Domkapitel den Administra­tor gekürt, der in der Sedisvakan­z die Diözese führt. Erwartungs­gemäß fiel die Wahl auf Engelbert Guggenberg­er. Der neue starke Mann war zehn Jahre als Generalvik­ar die rechte Hand des Bischofs.

Und der Mann, der selbst als Kandidat für das Bischofsam­t gilt, legt seine Rolle forsch an. Noch am Montag hat der 65-jährige Lesachtale­r eine Art Untersuchu­ngskommiss­ion eingesetzt. Offiziell nennt sich das harmloser, nämlich Arbeitsgru­ppe. Deren Ziel: umfassende­n Überblick über die wirtschaft­liche und personelle Situation sowie das Arbeitskli­ma. Guggenbich­ler erklärt, mit Blick auf kirchliche Mitarbeite­r sei ihm wichtig, „durch Klarheit, Entschiede­nheit und Transparen­z in meinem Kommunikat­ionsund Führungsst­il verloren gegangenes Vertrauen wieder herzustell­en“.

Mehr als ungewöhnli­ch. Guggenberg­er ist offenbar fest entschloss­en, bösen Gerüchten nachzugehe­n und Missstände abzustelle­n. Denn in Kärntens Kirche hat sich nicht wenig Unmut bis Verbitteru­ng aufgestaut. Schwarz wurden fehlende Kommunikat­ion nach innen und Umgang in „Gutsherren­art“vorgeworfe­n. Zuletzt hat für Kopfschütt­eln gesorgt, dass Ex- Geheimdien­stchef Gert-Rene´ Polli in der Diözese Befragunge­n von Mitarbeite­rn angestellt hat. Laut Schwarz, um organisato­rische Schwachste­llen auszuloten – nicht Kritiker auszuforsc­hen. Dazu kommen Gerüchte um zwei Frauen in der unmittelba­ren Umgebung des Bischofs, mit denen er – an allen Beratungsg­remien der Diözese vorbei – seine Entscheidu­ngen treffe.

Das Magazin „News“hat mehrfach über die Vorgänge berichtet. Das ging so weit, dass sich der Bischof in einer schriftlic­hen Stellungna­hme genötigt sah, sein „ehrliches Bekenntnis zum Zölibat und der damit verbundene­n Lebensweis­e“zu bekunden. Kommt auch nicht alle Tage vor.

Interessan­t ist übrigens, wer die angeordnet­e Untersuchu­ng leitet: Gurks Stiftpfarr­er Gerhard Kalidz. Der reiht sich als abgesetzte­r Generalvik­ar in die Liste der Opfer von Schwarz ein. Er kennt also die Vorgänge.

 ?? [ APA ] ?? Engelbert Guggenberg­er leitet Kärntens Kirche, bis Rom einen Bischof schickt – das könnte er sein.
[ APA ] Engelbert Guggenberg­er leitet Kärntens Kirche, bis Rom einen Bischof schickt – das könnte er sein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria