Kinder müssen in Höhle ausharren
Thailand. Die Rettung der zwölf Jungfußballer und ihres Trainers, die von Tauchern in einer überfluteten Höhle gefunden wurden, könnte Monate dauern. Sie erhalten nun Tauchunterricht.
Jetzt heißt es warten: Rettungsteams konnten in der Nacht auf Dienstag (Ortszeit) zwar jenes Jugendfußballteam lokalisieren, das neun Tage in einer Höhle im Norden Thailands vermisst war. Doch die Bergung der zwölf Buben im Alter zwischen elf und sechzehn Jahren und ihres Trainers stellt sich als extrem schwierig dar. Die thailändischen Behörden halten es für möglich, dass die Gruppe noch mehrere Wochen oder sogar Monate in der teils überfluteten, fast völlig dunklen Höhle ausharren muss, bis sie ans Tageslicht geholt werden kann.
Es grenzt an ein Wunder, dass die Jungfußballer unversehrt in der Tham Luang-Höhle gefunden werden konnten. Britische Taucher waren weit in das insgesamt zehn Kilometer lange Höhlensystem vorgedrungen, als sie die Buben in ihren roten und blauen Fußballtrikots entdeckten. Bilder der Einsatzkräfte zeigten die Kinder im Inneren der Höhle im Schein von Taschenlampen, erschöpft, aber überglücklich. In einem Video, das Thailands Marinetaucher auf Face- book stellten, ist der erste Kontakt der Taucher mit der Jugendmannschaft zu sehen: „Wie viele seid ihr?“, fragt ein Taucher die Buben. „13“, antwortet einer von ihnen. „Großartig“, antwortet der Taucher. „Sag ihnen (den Tauchern), sag ihnen, wir sind so hungrig“, bittet einer der Buben in einem nordthailändischen Dialekt einen anderen, der Englisch spricht. „Ja, das habe ich schon“, antwortet dieser. „Sie wissen es.“
Die Kinder wurden mit Nahrungsmittel für mehrere Wochen versorgt. Außerdem befinden sich ein Arzt, eine Krankenschwester und weitere fünf Taucher für medizinische Checks bei den Kindern. Die Eingeschlossenen sind zwar geschwächt, aber in einem generell guten Zustand, so die Behörden. Bei den Familien war der Jubel groß, als sie vom Erfolg der Rettungstaucher erfuhren. Die meisten warteten gemeinsam in der Nähe der Höhle, zu der im Laufe des Tages immer mehr Menschen strömten. Inzwischen installierten die Retter Telefonleitungen in der Höhle, wie der Gouverneur sagte. Die Eltern konnten noch am Dienstag mit ihren Kindern telefonieren. Der Trainer hatte versucht, die Kinder eng beisammen zu halten, um sie so gut wie möglich vor Unterkühlung zu schützen, – und bei Laune zu halten.
Nun geht es darum, wie die Kinder aus der überfluteten Höhle ins Freie gebracht werden können. Sie sollen Tauchunterricht erhalten, gaben die Behörden bekannt. Allerdings gilt die Höhle als schwieriges Terrain: Es gibt sehr enge, gewundene Passagen mit starken Strömungen, die auch für erfahrene Taucher eine Herausforderung sind. Die Rettungstaucher brauchten drei Stunden für diese Strecke. Dazu kommt, dass die meisten der Buben nicht schwimmen können. Eine weitere Möglichkeit ist, Teile der Höhle auszupumpen oder Bohrungen durchzuführen, um Wasser abzulassen. Bis sich das Wasser von selbst zurückzieht, könnten Monate vergehen. Die Höhle ist üblicherweise in der Regenzeit überflutet. Auch die Suche nach einem möglichen weiteren Eingang in das Höhlensystem wird fortgesetzt. Insgesamt sind rund 1000 Helfer involviert.
Die Jugendfußballmannschaft, die in der Gegend auf einem Trainingscamp war, war am 23. Juni bei einem Ausflug in die Höhle vermutlich von einer Sturzflut überrascht worden. Die Gruppe, die schon vor zwei Jahren in der Gegend und auch in dieser Höhle gewesen war, flüchteten immer tiefer in höher gelegene Teile. (zoe)