Neymar, der sterbende Schwan
Plumpe Schwalben und groteske Theatralik: Fußballstars sind zumeist auch sehr gute Falschspieler. Es nervt.
Neymar nervt. Und das gleich aus mehreren Sichtweisen. Der Brasilianer ist der beste Fußballer der Welt, das beweist er in jedem Spiel bei der WM in Russland. Dieser Umstand treibt folglich seinen Gegnern die Zornesfalten auf die Stirn. Denn sie sehen gegen seine Dribblings und Schüsse weder Land noch Ball. Der 26-Jährige ist auch der teuerste Transfer der bisherigen Fußballgeschichte, 222 Millionen Euro sind eine sehr stattliche Summe. Aber welcher Mensch will permanent bloß mit einem Preisschild assoziiert werden? Und, in diesem Punkt herrscht mittlerweile globaler Aufruhr: Neymar ist wirklich ein grottenschlechter Schauspieler.
Seine Schwalben sind schon relativ einfallslos und auch nur selten erfolgreich. Doch seine Interpretationen des sterbenden Schwans sind miserabel. Es ist kindisch, einfach schlecht.
Auch im Duell gegen Mexiko leistete sich der Star aus Mogi das Cruzes eine dieser theatralischen Aufführungen, die dem Gegner einen Verweis einbringen sollen. Neymar bescherten sie jedenfalls einen höchst zweifelhaften Ruf. Ja, Miguel Layun ist dem auf dem Boden liegenden Brasilianer auf den Fuß gestiegen, und Stollen können weh tun. Doch sich so im Rasen zu wälzen und so zu schreien, das nahende Ableben zu simulieren – selbst der blindeste Referee entlarvt doch diese miesen Tricks.
Warum hat aber noch keiner Neymar für diese schlechte Show die Gelbe Karte gezeigt? Oder ihn ausgeschlossen, als Lehrbeispiel für „FairPlay“und Warnung für potenzielle Nachahmungstäter. Oder eine unverschämt hohe Geldstrafe aufgebrummt für Zeitverzögerung und Verfälschung des Spiels? Wieso nehmen sich seine Trainer, Mitspieler oder die Industrie denn dieser sinnlosen Provokation nicht an, stellen sie ab? Was muss geschehen, damit der beste Fußballer dieser WM einsieht, dass er nicht als Schauspieler taugt?
Wieso muss ein Fußballstar auch ein Falschspieler sein? Weil er schon zu oft schwere Verletzungen, wie Neymar bei der WM 2014, davongetragen hat? Weil Fouls das einzige Mittel sind, um ihn zu stoppen? Es ist sozusagen bloß reiner Selbstschutz?
Auch Cristiano Ronaldo beherrscht diese Kunst. Selbst (Eisenfuß) Pepe scheint ein Theatralik-Meister, der Spanier Sergio Ramos aber ist der Allerbeste. Er teilt aus, als stünde er im Boxring und mimt danach das Unschuldslamm. Im Gegenzug genügt hingegen nur ein Wimpernschlag, damit er glaubhaft nach dem Notarzt lechzt.
In anderen Sparten sind Schwalben verpönt, flasches Gejammer schlicht undenkbar. Neymar setzt sich und seine Teams damit auch einer Gefahr aus: Einmal wird tatsächlich jemand zutreten, sehr fest sogar. Nur, kein Referee wird ihm dann glauben. Weil ihm der Ruf des schlechten Schauspielers längst vorausgeeilt ist.