Parlamentarier und ihr Rezept für den Pay Gap
Im Hohen Haus hat man sich ziemlich weit von der Lebensrealität entfernt.
N eulich hat sich der Rechnungshofausschuss des Parlaments mit dem Gender Pay Gap, also dem Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen, beschäftigt. Und dabei mit den alten, hundertmal widerlegten Kraut- und Rübenvergleichen hantiert. Um 22,9 Prozent verdienen Männer in Österreich demnach mehr als Frauen, wurde wortreich beklagt. Der zweithöchste Gap in der EU.
Kann man so sehen, wenn man die Teilzeit-Regalschlichterin mit dem Vollzeit-Filialleiter vergleicht. Stellt man Gleiches mit Gleichem in Relation, also Friseurin mit Friseur, statt Friseurin mit Mechatroniker, dann wird der Unterschied allerdings kleiner. So auf sieben bis acht Prozent, schätzen Experten. Die Lücke ist natürlich immer noch viel zu groß und gehört geschlossen. Aber wie?
Nun, die wesentlichen Ursachen sind bekannt: Unterschiedliche Karriereverläufe wegen kinderbedingter Auszeiten, Berufswahl (Frauen sind überproportional in Niedriglohnbranchen vertreten) und überproportionaler Teilzeitanteil.
Letzterer hat nicht nur mit seltsamen Usancen im Handel zu tun, sondern zum großen Teil auch mit mangelnden Kinderbetreuungseinrichtungen. Weniger mit der Anzahl der zur Verfügung stehenden Plätze, als mit deren Öffnungszeiten. Eine Alleinerzieherin, die im Ernstfall künftig bis zu zwölf Stunden arbeiten sollte, kann das eben nur, wenn auch die Betreuungseinrichtung so lange offen hat. In Skandinavien klappt das (da spielt allerdings auch die Wirtschaft mit), bei uns leider nicht. W ir lassen die wichtigste Ursache für den Gender Pay Gap also unangetastet. Kein Wunder allerdings, wenn man weiß, wie die Damen und Herren Parlamentarier das Problem angehen wollen: Mit steuerlichen Maßnahmen, besserer Absetzbarkeit der Kinderbetreuung und einer höheren Pendlerpauschale.
Genial: Betroffene, die (beispielsweise im Handels KV) mangels Einkommen kaum Steuer zahlen, sollen doch einfach hohe Kinderbetreuungskosten von der Mini-Steuer absetzen. Sieht so aus, als hätte man sich im Hohen Haus schon ziemlich weit von der Lebensrealität im Lande entfernt.