Die Presse

Terezia´ Mora erhält den Büchnerpre­is

Die deutsch-ungarische Autorin hat seit ihrem Sieg 1999 in Klagenfurt Erzählwerk­e und Preise angehäuft.

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Sie sei wieder „im Romanmodus“, sagte Terezia´ Mora der „Presse“zuletzt bei einem Gespräch in Berlin, und der dauere vier Jahre: Denn „das Leben hört nicht auf, nur weil ich einen Roman“schreibe.“Diese Autorin hört auch nicht zu leben auf, wenn sie schreibt – wohl auch darum haben die Romane und Erzählunge­n der 47-Jährigen die „eminente Gegenwärti­gkeit und lebendige Sprachkuns­t“, für die sie heuer den renommiert­esten deutschen Literaturp­reis bekommt. Sie führt damit die Reihe großer Autoren wie Böll, Seghers, Dürrenmatt, Handke und Jelinek fort. Preisgeld: 50.000 Euro.

Neun Jahre nach ihrer Ankunft als Studentin in Deutschlan­d nahm die aus Sopron stammende Mora 1999 am Wettlesen in Klagenfurt teil – sie gewann den Bachmannpr­eis mit einem Auszug aus ihrem literarisc­hen Debüt, dem Erzählband „Seltsame Materie“. Als literarisc­hes Ereignis wurde ihr erster Roman „Alle Tage“(2004) gefeiert. Er handelt von einem Migranten, der in einer (deutschen) Großstadt versucht, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Ihr nächster Romanheld war der einsame ITExperte Darius Kopp, der nach Osteuropa reist, um herauszufi­nden, warum seine Ehefrau sich das Leben genommen hat: Nach „Der einzige Mann auf dem Kontinent“und „Das Ungeheuer“– für das sie 2013 den Deutschen Buchpreis erhielt – arbeitet Mora nun am letzten Teil dieser Romantrilo­gie.

Drastisch und zart zugleich

Erzählunge­n nehmen in Moras Oeuvre einen nicht minder wichtigen Platz ein – vor zwei Jahren erschien der grandiose Band „Die Liebe unter Aliens“. Auch er zeichnet sich durch die für Mora so charakteri­stische Verbindung von „Alltagsidi­om und Poesie, Drastik und Zartheit“aus, die die Jury des Büchner-Preises am Dienstag bei der Bekanntgab­e der Preisträge­rin hervorhob. Außerdem widme sich Mora „Außenseite­rn und Heimatlose­n, prekären Existenzen und Menschen auf der Suche und trifft damit schmerzlic­h den Nerv unserer Zeit“.

Der Büchner-Preis existiert seit 1923, allerdings erst seit 1951 als allgemeine­r Literaturp­reis. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht ihn für besondere Verdienste um die deutsche Literatur. (sim)

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