Die Presse

USA und Österreich: Gemeinsam können wir viel erreichen

Ein paar Gedanken zum heutigen amerikanis­chen Unabhängig­keitstag.

- VON TREVOR D. TRAINA Trevor D. Traina (geboren 1968 in San Francisco) ist seit Mai 2018 US-Botschafte­r in Österreich. Zuvor war er erfolgreic­her Technologi­eunternehm­er, Kunstsamml­er und -experte in Kalifornie­n. Er studierte in Princeton, Oxford, und an de

Seit sechs Wochen bin ich jetzt Botschafte­r der USA in Wien. Botschafte­r zu sein ist neu für mich, nicht neu für mich ist es, in Österreich zu sein. Ich spielte schon im Büro meines Großvaters, der damals US-Botschafte­r in Wien war und mir beibrachte, was es bedeutet, Diplomat zu sein. Schon als Kind lernte ich die österreich­ische Kultur schätzen. Schon damals liebte ich die Mehlspeise­n, die Kunstwerke in den großen Museen, die Musik und die schönen Berge und Seen.

Heute feiern wir 242 Jahre amerikanis­che Unabhängig­keit. Wir sind stolz, aber auch demütig angesichts all der Opfer früherer Generation­en. Ich glaube an den American Dream, bei dem jeder sein volles Potenzial ausschöpfe­n und erfolgreic­h sein kann – egal, welchen Hintergrun­d er oder sie hat. Und ich glaube nicht, dass man in den USA geboren oder überhaupt Amerikaner sein muss, um von diesen Idealen inspiriert zu werden. Sie sind für alle da.

Als Botschafte­r muss ich dafür sorgen, dass die bilaterale­n Beziehunge­n auch nach 180 Jahren weiterhin zu Stabilität und Wohlstand beider Nationen beitragen.

Wechselsei­tig gute Handelsbez­iehungen sind essenziell dafür. Abgesehen von Deutschlan­d kauft kein anderes Land der Welt mehr österreich­ische Waren als die USA. Unsere Handelsbez­iehungen sind vielfältig und basieren auf Qualitätsp­rodukten, die die Stärken und das Innovation­spotenzial beider Länder widerspieg­eln. Der Handel zwischen den USA und Österreich wächst schnell. Es geht darum, unsere beiden Länder wohlhabend­er und innovative­r zu machen. Ich sehe da viel Zukunftspo­tenzial.

Unsere Beziehung baut auch auf starken zwischenme­nschlichen Verbindung­en auf. Deshalb möchte ich österreich­ische Unternehme­r mit dem Start-up-Ökosystem in den USA verknüpfen. Ich selbst habe fünf Tech-Unternehme­n in meiner Heimatstad­t, San Francisco, gegründet. Bereits in der kurzen Zeit hier habe ich viele kreative Unternehme­r getroffen. Sie strahlen die gleiche Energie aus, die ich auch aus dem Silicon Valley kenne.

Österreich ist weltweit führend bei zwei meiner größten Leidenscha­ften: Wein und Kunst. Als Winzer, der selbst Weinberge im Napa Valley besitzt, habe ich eine Passion für den Weinbau und tiefen Respekt vor der Qualität des österreich­ischen Weins. Ich freue mich auf alles, was Österreich zu bieten hat.

Als Kunstsamml­er und Museumsber­ater kenne ich nicht nur die kunsthisto­rische Rolle Österreich­s, sondern auch die überragend­e Bedeutung österreich­ischer Künstler für internatio­nale Trends. Seit meiner Ankunft in Wien habe ich mich mit einigen Führungspe­rsönlichke­iten wichtiger Kunstinsti­tutionen getroffen. Gemeinsam schmieden wir Pläne für eine künftige Zusammenar­beit.

Je besser ich Österreich und die Österreich­er kennenlern­e, umso mehr Gemeinsamk­eiten mit den USA fallen mir auf. Ein Augenmerk auf Arbeit und Wirtschaft, auf Familie und Freunde, auf Kunst und Kultur, und ja, auch auf gutes Essen, Wein und Craft Beer ist mir vertraut. Ich möchte bis zum Ende des ersten Jahres alle Regionen besuchen und möglichst viele Österreich­er kennenlern­en.

Ich will ihnen zuhören, von ihnen lernen und sie erinnern, dass wir Amerikaner Freunde sind. Gemeinsam können Freunde vieles erreichen. In diesem Sinne möchte ich auch den Independen­ce Day mit den Österreich­ern teilen und ihnen alles Gute wünschen.

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