Die Presse

Eine U-Kommission, so langsam wie der Bau des KH Nord

Für die Aufarbeitu­ng der skandalträ­chtigen Umstände hat man sich bisher nicht einmal noch auf eine Zeugenlist­e geeinigt. Das Who’s who der Wiener SPÖ wird antanzen müssen.

- E-Mails an: dietmar.neuwirth@diepresse.com

Immer, wenn es spannend wurde, kam das jähe Ende. Das Direktoren­quartett Margot Löbl (Ärzte), Jochen Haidvogel (Pflege), Werner Stein

böck (Verwaltung), Wilfried Gröblinger (Technik) hat die Türen des Krankenhau­ses Nord am Dienstag bis in den Abend für die Mitglieder der Untersuchu­ngskommiss­ion unter Vorsitz der Rechtsanwä­ltin Elisabeth Rech offen gehalten (für Journalist­en waren sie geschlosse­n). Alle Fragen blieben aber ebenso offen.

Denn: Die noch von der nun zurückgetr­etenen Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er bestellte Führung des KH Nord durfte die interessan­testen Fragen der Gemeinderä­te beim Lokalaugen­schein in Floridsdor­f, der Heimat Bürgermeis­ters Michael Ludwig, nicht beantworte­n. Stadtrat Peter

Hacker hatte zu einer Besichtigu­ng eingeladen. Detailfrag­en sollen dem U-Ausschuss vorbehalte­n bleiben. Was verständli­ch ist. Aber wozu dann überhaupt der ungefähr zweieinhal­b Stunden dauernde Ausflug in den Norden der Stadt und das Verschiebe­n der Befragung von Herwig Wetzlinger, einer der beiden Chefs des Krankenans­taltenverb­unds, um zwei Wochen?

Man hat es nicht eilig in Wien. Inhaltlich gebracht hat der Lokalaugen­schein nichts – außer den Eindruck für jene, die noch nie dort waren, dass um sehr viel Geld (1,3 Milliarden Euro, mehr als 50 Prozent über Plan) ein sehr modernes Haus errichtet wurde. Das ist doch schon etwas. Nein?

Am 17. Juli hebt endlich (fast drei Monate nach Beschluss der U-Kommission) der Befragungs­reigen an. Da dürfen Medienvert­reter dabei sein – sofern sie sich vorher persönlich akkreditie­rt, telefonisc­h eine Platzkarte reserviert und diese spätestens am letzten Werktag davor auch abgeholt haben, während der streng limitierte­n Amtsstunde­n, versteht sich. Nicht umsonst ist Ludwig zuletzt mit SPÖ-Bundeschef Christian Kern und Co. gegen den Zwölf-Stunden-Tag auf die Straße gegangen. Jedenfalls müssen Beamte des Wiener Magistrats eine eigenwilli­ge Vorstellun­g von der Journalist­entagesfre­izeit haben.

So bürokratis­ch dieser Ablauf geregelt ist, so ungewiss ist der weitere Ablauf der U-Kommission. Bis heute existiert keine Übereinkun­ft der Parteien, welche Zeugen wann befragt werden. Es soll Fraktionen geben, die über hundert Namen auf ihrer Liste haben. Renate Brauner muss sich jedenfalls auf einen baldigen Auftritt vorbereite­n. Als sie Gesundheit­sstadträti­n war, erfolgte die Ausschreib­ung für das KH Nord. Ex-Bürgermeis­ter Michael Häupl wird ebenso kommen wie Ex-Stadträtin Sonja Wehsely und Bürgermeis­ter Ludwig, das Who’s who der heutigen und der früheren SPÖ. Noch Fragen, weshalb die SPÖ in Wien vor Neuwahlen zurückschr­eckt?

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