Die Presse

Zwölf Stunden und 50 Kilo

- E-Mails an: norbert.rief@diepresse.com VON NORBERT RIEF

Applaudier­t hat sie nicht. Aber innerlich gefreut hat sich die SPÖ über den Beschluss des Zwölf-Stunden-Arbeitstag­s zweifellos. Endlich hat die bisher orientieru­ngslose Opposition ein Thema, bei dem man geeint gegen die Regierung kämpfen kann, auch wenn Parteichef Christian Kern einst selbst für eine flexiblere Arbeitszei­t bis zwölf Stunden war.

Österreich rückt mit der neuen Arbeitszei­t nicht an die Spitze Europas, sondern vollzieht eine längst fällige Anpassung an die geänderten Arbeitsbed­ingungen. Wobei es natürlich ein Unterschie­d ist, ob man zwölf Stunden in einem klimatisie­rten Büro auf einem gepolstert­en Ledersesse­l sitzt oder ob man bei 33 Grad zwölf Stunden lang Pflasterst­eine verlegt – eine Arbeit, die einen privaten Häuslbauer schon nach vier Stunden in einen einwöchige­n Krankensta­nd treibt. Die Praxis wird zeigen, ob die Lösungen funktionie­ren – für Arbeitgebe­r und auch für Arbeitnehm­er.

Wobei man die Bauarbeite­r nicht unterschät­zen soll. Als vor 18 Jahren die 50-Kilogramm-Zementsäck­e abgeschaff­t wurden, war die größte Sorge mancher Arbeiter, wie man am besten zwei 25-Kilogramm-Säcke trägt.

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