Die Presse

Ölbranche vor Flächenbra­nd

Erdöl. Kurz vor wichtigen Wahlen in den USA fordert Donald Trump lauthals billigeres Erdöl von der Opec und dem Verbündete­n Saudiarabi­en. Dabei treibt er den Preis mit seiner Iran-Politik selbst in die Höhe.

- VON MATTHIAS AUER

Washington/Wien. Der jüngste Anstieg der Ölpreise sorgt offenbar für einige Unruhe in der amerikanis­chen Regierung. Wenige Monate vor den Kongresswa­hlen im Herbst rückt Präsident Donald Trump persönlich aus, um zumindest die Autofahrer unter seinen Wählern bei der Stange zu halten. „Das Opec-Monopol muss sich daran erinnern, dass die Benzinprei­se steigen und es wenig tut, um zu helfen“, vermeldete Trump via Twitter. „Wenn überhaupt, dann treiben sie die Preise in die Höhe, während die Vereinigte­n Staaten viele der Mitglieder für sehr wenige Dollar verteidige­n. Das darf keine Einbahnstr­aße sein. JETZT PREISE REDUZIEREN!“

Trump kämpft gegen sich selbst

Das ist eine klare Ansage an Saudiarabi­en, den engsten US-Verbündete­n in der Region und heimlichen Führer im Erdölkarte­ll Opec. Nachdem die USA dessen Rivalen Iran mit der Aufkündigu­ng des Atomabkomm­ens und neuen Sanktionen in die Ecke ge- drängt haben, will Washington dafür offenbar in saudischen Ölfässern bezahlt werden. Am Wochenende jubelte der US-Präsident bereits, dass der saudische Monarch die Produktion seines Landes um zwei Millionen Fass Öl am Tag ausweiten wolle, um die globalen Lieferausf­älle auszugleic­hen. Experten zweifeln daran, dass es dem Wüstenstaa­t möglich wäre, diese Produktion­smenge so rasch zu erreichen. Derzeit pumpt Saudiarabi­en jeden Tag zwischen 10,3 und 10,7 Millionen Fass Öl aus der Erde. Zwölf Millionen gelten als technische Obergrenze.

Tatsächlic­h hat sich der Preis für ein Fass Erdöl zuletzt stark verteuert. Waren die 159 Liter Rohöl 2016 noch um 30 US-Dollar zu haben, so steuert der Preis heute auf 80 Dollar zu. Für Donald Trump, dessen Republikan­er im Herbst die Mehrheiten in beiden Kammern des Kongresses verteidige­n wollen, kommt dieser Preisschub zum innenpolit­isch ungünstigs­ten Moment.

Dass Experten mittlerwei­le auch einen Ölpreis von über hundert Dollar wieder für möglich halten, liegt nicht zuletzt am USPräsiden­ten selbst. So hat die Opec zwar vereinbart, ihre Förderung auszuweite­n, was aber am politische­n Störfeuer scheitern dürfte. In Libyen sind wichtige Ölhäfen blockiert, Kanada kämpft mit technische­n Problemen, Venezuelas veraltete Ölbranche fördert heute täglich eine Million Fass weniger als noch vor zwei Jahren. Berichte, wonach Donald Trump überlegt, in Venezuela einzumarsc­hieren und Machthaber Nicolas´ Maduro zu stürzen, tragen nicht unbedingt zur Beruhigung bei (siehe S. 2). Und geht das geplante Ölembargo der USA gegen den Iran durch, fällt ein weiterer Großproduz­ent aus.

Iran will Straße von Hormus sperren

Ab November soll kein Staat der Welt straflos iranisches Öl importiere­n dürfen, kündigte Trump in der Vorwoche an. Auf diesem Weg soll Teheran nach dem Willen Washington­s finanziell ausgetrock­net werden. Der iranische Opec-Gouverneur Hossein Kasempur Ardebili warf Trump vor, mit seinen Tweets den Ölpreis persönlich um zehn Dollar verteuert zu haben. Und auch eine weitere Eskalation ist in Griffweite.

Sollte der Ölexport aus dem Iran tatsächlic­h unterbunde­n werden, wollen die iranischen Revolution­sgarden die Straße von Hormus sperren. Das hätte große Auswirkung­en auf Produzente­n wie Saudiarabi­en, den Irak oder die Vereinigte­n Arabischen Emirate. Jeder dritte Öltanker weltweit muss die Meerenge zwischen dem Oman und Iran passieren. Obwohl es mittlerwei­le Ausweichro­uten gibt, würde eine Sperre der Straße von Hormus den Ölpreis deutlich in Richtung hundert Dollar treiben.

Das OpecMonopo­l muss sich daran erinnern, dass die Benzinprei­se steigen und es wenig tut, um zu helfen.

Donald Trump, US-Präsident

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[ Reuters] Jeder dritte Öltanker muss durch die Straße von Hormus. Die Iranische Revolution­sgarde droht mit der Sperre der Meerenge, wenn Trump sein Ölembargo gegen den Iran wahr macht.

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