Abschied von der Insel
Großbritannien direkt 40.000 Mitarbeiter und erhält weitere 300.000 Jobs von Zulieferern. In den nächsten fünf Jahren will das Unternehmen 80 Milliarden Pfund investieren. Davon könnten vermehrt andere profitieren: Das Modell Discovery wird in Zukunft in der Slowakei gebaut, der Jaguar iPace wird in Graz gefertigt.
Rund neun Monate vor dem geplanten EU-Austritt machen sich immer mehr Unternehmen Sorgen um ihre Zukunft auf der Insel. Laut einer Umfrage des Beratungsun- ternehmens Deloitte erwarten 75 Prozent der Finanzchefs größerer Betriebe, dass ihr Geschäftsumfeld Schaden nehmen wird.
Kritik an Mays Vorschlag kam umgehend auch aus Brüssel. Der Plan sei eine „Einladung an Schmuggler“, ihre Waren in Großbritannien an Land und dann insbesondere über Irland in den EUBinnenmarkt zu bringen, hieß es. Die britische Regierung hat sich zu einer Beibehaltung der offenen Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland und einer „regulatorischen Anpassung“verpflichtet. Zudem, so hieß es weiter, beruhe der britische Plan auf einer Technologie der Güterüberwachung, die vorerst aber noch nicht existiere. Die Einfuhr von Waren aller Art soll also elektronisch, nicht durch Zollbeamte an der Grenze überwacht werden. Der Vorschlag wird „ausgelacht werden“, zitierte die „Financial Times“einen „hochrangigen EUVertreter“.
Von britischer Seite hingegen hieß es, nur vier Prozent der Güter, die nach Großbritannien kommen, würden derzeit in die EU weitergeliefert. Man sei zudem „zuversichtlich“, bis Ende der vereinbarten Übergangsphase im Dezember 2020 erste Einheiten der neuen Grenztechnologie einsetzen zu können und bis 2022 über ein flächendeckendes System zu verfügen. Der Chef der britischen Zollbehörde, Jon Thompson, warnte kürzlich vor jährlichen Kosten für die Wirtschaft von 20 Milliarden Pfund (22,61 Mrd. Euro).
Kurz reist zu Varadkar und May
Die angestrebte Regierungseinigung soll in den kommenden Tagen als Grundsatzpapier veröffentlicht werden. Weitere kritische Fragen wie die künftige Position zu (Finanz-)Dienstleistungen, der Einwanderung und dem Binnenmarkt werden dabei weiter ausgeklammert. Damit könnte es May einmal mehr gelingen, den großen politischen Knall zu verhindern. Eine Entscheidung wird aber überfällig.
Bundeskanzler Sebastian Kurz wird sich ab Sonntag selbst ein Bild von der Situation in Irland und Großbritannien machen. Er reist zu Treffen mit seinen Amtskollegen Leo Varadkar und Theresa May.