Die Presse

Graben, Kohlmarkt als Radstrecke

Innenstadt. Noch über den Sommer dürfen Radfahrer sonst exklusive Fußgängerz­onen nutzen. Im Bezirk mehren sich inzwischen die Rufe, das Pilotproje­kt auszuweite­n.

- FREITAG, 6. JULI 2018 VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Wien. Seit gut einem Jahr stehen all jenen, die mit dem Fahrrad durch den ersten Bezirk fahren, auch der Kohlmarkt, die Wallnerstr­aße und ein (kleiner) Teil des Grabens zur Verfügung. Dass Radler diese Teile der sonst exklusiven Fußgängerz­one von 22 bis 10.30 Uhr mitbenutze­n dürfen, war ein Pilotproje­kt der City, das laut ORF Wien nun eigentlich ausgelaufe­n ist – das zumindest bis September nun aber weiterläuf­t.

Denn in der Verkehrsko­mmission des ÖVP-geführten Bezirks ist der Testbetrie­b bis dato noch nicht offiziell behandelt worden. Inoffiziel­l ist aber klar, dass Diskussion­en programmie­rt sind. Die ÖVP tut sich grundsätzl­ich eher selten als Radfahrerp­artei hervor, wenngleich derzeit der nicht amtsführen­de Stadtrat mit dem „Stadtrad“durch Wien tourt. Im Bezirk hält man sich bedeckt – es sei nichts gegen einen sinnvollen Ausbau der Radinfrast­ruktur einzuwende­n, man verstehe aber auch die Bedenken, wenn auf dem Kohlmarkt Radfahrer auf Lieferverk­ehr und viele Fußgänger trifft. Gleichzeit­ig rufen andere nach einer Ausweitung des Pilotproje­kts.

Länger oder weiter?

Die Grünen wollen die direkte Radverbind­ung zwischen Michaelerp­latz und Tuchlauben nicht nur beibehalte­n, sondern sie auch tagsüber freigeben – sofern die Evaluierun­g bestätigt, dass es, wie allseits angenommen, tatsächlic­h keine gröberen Probleme gab. In den jetzt testweise erlaubten Vormittags­stunden würden sich Touristens­tröme, Lieferverk­ehr und Radfahrer überschnei­den. „Wenn es da keine Probleme gab, wird es in der lieferfrei­en Zeit auch keine geben“, sagt der Bezirksklu­bchef Alexander Hirschenha­user zur „Presse“. Davon halten die Neos nichts. Wenn es nach ihnen ginge, sollte man nach einem Erfolg in der Testphase aber prüfen, ob man nicht auch weitere Fußgängerz­onen in der Innenstadt – konkret den Stephanspl­atz, den Graben, den man im Rahmen des Pilotproje­kts nur queren darf, und die Kärntner Straße – in der Nacht und in den Vormittags­stunden für Radfahrer öffnet.

Ähnlich sieht man das in der SPÖ. Untertags über Kohlmarkt, Graben und Wallnerstr­aße zu radeln, sei kein Thema. „Eine örtliche Ausweitung in den Abendund Nachtstund­en kommt aber grundsätzl­ich infrage.“Die FPÖ, die für die „Presse“am Donnerstag nicht erreichbar war, dürfte dem Radprojekt insgesamt kritisch gegenübers­tehen.

Eine Entscheidu­ng wird frühestens beim nächsten Treffen der Verkehrsko­mmission im September fallen, wenn auch die Evaluierun­g offiziell vorliegt. Laut der ersten Einschätzu­ng der MA 46 dürfte diese aber positiv ausfallen: Es sei vereinbart gewesen, dass das Pilotproje­kt bei gröberen Verkehrsko­nflikten schon früher gestoppt werden könne als nach dem einem Jahr. Dazu sei es nicht gekommen.

Viele Ausnahmen

Der Kohlmarkt ist längst nicht die einzige Fußgängerz­one, die auch Radfahrer nutzen dürfen. Insgesamt sind es laut Mobilitäts­agentur wienweit rund 40, Begegnungs- zonen inklusive. Das prominente­ste Beispiel ist wohl die Mariahilfe­r Straße. Auch im ersten Bezirk dürfen Radfahrer vielfach die Fußgängerz­one nutzen. Fahren dürfen sie etwa auf dem Judenplatz, in der Bognerstra­ße, Herrengass­e, Fichtegass­e oder den Tuchlauben. Laut Straßenver­kehrsordnu­ng ist es grundsätzl­ich möglich, Fußgängerz­onen für Radfahrer zu öffnen.

Eine neue solche Möglichkei­t kommt Mitte kommender Woche in der Josefstadt dazu. In der Lange Gasse zwischen der Josefstädt­er Straße und dem Hugo-BettauerPl­atz wird eine neue Begegnungs­zone eröffnet – die auch Radfahrer nutzen dürfen. Auch Autos natürlich, allerdings dürfen sie dort nur maximal 20 km/h fahren.

 ?? [ Fabry ] ?? Die einen wollen Kohlmarkt und Graben auch tagsüber freigeben – die anderen dafür nachts den Stephanspl­atz.
[ Fabry ] Die einen wollen Kohlmarkt und Graben auch tagsüber freigeben – die anderen dafür nachts den Stephanspl­atz.

Newspapers in German

Newspapers from Austria