Die Presse

Wie Autozölle noch verhindert werden könnten

Handel. Im Streit mit den USA sucht die EU nach Möglichkei­ten, eine Lösung ohne zusätzlich­e Zölle auf Autos zu finden. Von den USA gibt es dabei nun neue positive Signale. Allerdings spielt auch hier China eine wesentlich­e Rolle.

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Wien. Nicht nur mit China steht der schon seit Monaten schwelende Handelsstr­eit kurz vor einer neuerliche­n Eskalation (siehe Artikel oben). Auch im Konflikt mit der EU wurden die Drohungen aus Washington in den vergangene­n Tagen zunehmend rauer. Wie berichtet erklärte US-Präsident Donald Trump in der Vorwoche, Europa habe die USA „schon seit Langem ausgenutzt“.

Konkret geht es um Autoimport­e, die in den USA in der Regel nur mit 2,5 Prozent, in Europa aber mit zehn Prozent verzollt werden müssen. Trump stellte daher bereits mehrfach die Einführung von Strafzölle­n auf europäisch­e Autos in den Raum. Ein Schritt, der vor allem die deutsche Autoindust­rie – und auch deren österreich­ische Zulieferer – stark treffen würde.

Noch in der Vorwoche sahen es europäisch­e Industriev­ertreter als sicher an, dass es zu den Zöllen kommen werde. Nun schöpfen sie jedoch wieder Hoffnung, dass doch noch eine Lösung gefunden werden kann. Ein Grund dafür sind die Signale, die jüngst von den USA ausgesende­t werden.

Hochkaräti­ges Treffen in Berlin

Laut „Handelsbla­tt“fand am Mittwoch ein Treffen in Berlin statt, zu dem der US-Botschafte­r in Deutschlan­d geladen hatte. Die Teilnehmer: VW-Chef Herbert Diess, Daimler-Vorstandsv­orsitzende­r Dieter Zetsche, BMW-Boss Harald Krüger und der Chef von Conti, Elmar Degenhart. US-Botschafte­r Richard Grenell soll ihnen dabei unterbreit­et haben, unter welchen Umständen die US-Regierung bereit wäre, auf sämtliche Zölle auf Autos zu verzichten. Und zwar dann, wenn im Gegenzug auch die EU auf sämtliche Zölle und andere einschränk­ende Vorschrift­en bei Autos verzichtet. Ein Angebot, von dem auch die deutsche Regierung informiert war. Die Deutschen sollen nun Druck in Brüssel machen, so die Taktik der Amerikaner. Denn Handel ist ein europäisch­es Thema, das in die Zuständigk­eit der EU-Kommission fällt. Und die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel zeigte sich einer allgemeine­n Senkung der Zölle am Donnerstag bereits gegenüber aufgeschlo­ssen.

Ganz so einfach lässt sich die Sache allerdings nicht lösen; auch wenn sich ganz Europa durchringt, dem Vorschlag der Amerikaner zu folgen. Laut WTO-Regeln (Meistbegün­stigungskl­ausel) müssten die Erleichter­ungen auch allen anderen Staaten weltweit eingeräumt werden. Ein bilaterale­r Deal nur auf Autozölle bezogen, ist somit also ausgeschlo­ssen.

Anders sieht die Lage jedoch aus, wenn sich die EU und die USA zu einem Industriez­ollabkomme­n durchringe­n. Bei einem solchen Abkommen wäre eine ganze Reihe von Branchen von Zollerleic­hte- rungen betroffen. Und ein solches Abkommen löst auch nicht die Meistbegün­stigungskl­ausel aus, weshalb es in Brüssel präferiert wird. Allerdings gibt es auch hier Probleme. So hat etwa Frankreich nur geringes Interesse, ein solches Abkommen einzuführe­n. Die Franzosen exportiere­n so gut wie keine Autos in die USA. Sie erwarten aber, dass auch Agrarprodu­kte von Zollsenkun­gen betroffen wären. Und das wollen sie nicht.

Als zweiter Ausweg wird daher ein Zollsenkun­gsabkommen zwischen allen relevanten autoproduz­ierenden Ländern der Welt erwogen – also auch Japan, Südkorea oder China. Einem solchen Abkommen müssten zwar auch alle nicht davon betroffene­n WTOMitglie­dsländer zustimmen, es wäre aber grundsätzl­ich möglich. Doch auch hier gibt es einen Haken: Sobald sich nur einer – etwa China – verweigert, gilt die Senkung wieder für alle Länder. (jaz)

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