Karstadt/Kaufhof vor Abschluss
Handel. Karstadt-Chef Benko scheint am Ziel: Beim vierten Anlauf soll der Rivale Kaufhof der Fusion zustimmen und noch im Juli unterschreiben.
Eine Fusion der zwei großen deutschen Kaufhausketten Karstadt und Kaufhof rückt laut übereinstimmenden Medienberichten näher. Karstadt, das seit 2014 dem Tiroler Immobilienunternehmer Rene´ Benko gehört, könnte den Konkurrenten bis Ende Juli, spätestens aber in sechs Wochen übernehmen, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“am Donnerstag.
Beide Marken sollen vorerst bestehen bleiben. Die etwa 37.000 Arbeitsplätze in den insgesamt 178 Filialen dieser vereinten „Warenhaus AG“, die Benko schon drei Mal davor erfolglos angestrebt hatte, sollen weitestgehend erhalten bleiben. „Der Deal ist im Ganzen ausgehandelt“, heißt es aus Verhandlungskreisen. Erforderlich sei noch die bestätigende Prüfung der Bücher.
Was aus der 200-seitigen Absichtserklärung über die „Fusion unter Gleichen“bisher bekannt ist: Signa soll 51 Prozent des Warenhausgeschäfts von Kaufhof übernehmen. Karstadt-Chef Stephan Fanderl werde das Gemeinschaftsunternehmen leiten. Während aber das „Wall Street Journal“berichtet, dass die kanadische Kaufhof-Eigentümerin HBC von Signa 1,1 Mrd. Euro erhält und Schulden von 750 Mio. Euro an Benkos Firma abgibt, zahlt Signa laut „SZ“-Informationen nur 100 Mio. Euro für das operative Geschäft, 700 bis 800 Mio. Euro für Immobilienbeteiligungen – und das alles, ohne Bankschulden zu übernehmen. Beide Firmen schweigen weiterhin zu den Berichten.
Meldungen, wonach rund 15 Filialen zusperren, sind laut „SZ“falsch. Nur drei bis fünf defizitäre Standorte sollen schließen. Andererseits könnten neue Filialen, wie gegenwärtig bei Karstadt, entstehen. Fanderl hat es in den Jahren nach der Signa-Übernahme geschafft, bei Karstadt die Wende nach der Insolvenz einzuleiten. Kaufhof hingegen macht seit der Übernahme durch HBC 2015 Verluste – im vorigen Geschäftsjahr mehr als 100 Mio. Euro. Insidern zufolge steht die Firma am Rand der Insolvenz. (ag.)