Die Presse

Sagt bloß nicht Citroen¨ zu ihr (oder ihm)

Fahrberich­t. Und ist sie überhaupt eine Sie, wie es historisch korrekt wäre? Mit dem/der DS 7 Crossback bemüht sich die junge Edelmarke aus dem PSA-Konzern um französisc­hes Flair – und vor allem einen eigenständ­igen Auftritt.

- VON TIMO VÖLKER

20 Jahre habe er von seinem Boss Carlos Tavares Zeit bekommen, das neue Label als Premiummar­ke zu etablieren, erklärte DS-Chef Yves Bonnefont. Klingt geduldiger, als man es vom schneidige­n CEO des PSA-Konzerns gewohnt ist. Vermutlich hat er nichts dagegen, wenn es früher gelingt.

Bei allen Marketingb­emühungen werden es die Autos sein, die die Marke prägen – nicht umgekehrt. Wir befinden uns somit in der Frühphase der Unternehmu­ng, die 2014 mit aufgebreze­lten Citroen-¨Modellen zu Felde zog.

Insofern läuft die Stoppuhr erst mit dem DS 7 Crossback, dem ersten eigenständ­igen Modell des Hauses. Dass die Komponente­n allesamt aus dem PSA-Regal stammen (der DS 7 greift auf die gleichen Motoren und Getriebe und die gleiche Plattform zurück wie auch der Peugeot 5008), soll kein Hindernis sein, bei Audi/VW ist es nicht anders.

Das Ergebnis zählt – und es kann sich sehen lassen, zumal in metallisie­rtem Byzantin-Gold, das gnädig die Wuchtigkei­t des SUVFormats umhüllt.

Bei aller Fülle an Design-Details, die sich am Exterieur finden – zunächst dient die schiere Größe des Autos als Statement. Mit 4,57 Metern Länge überragt der DS 7 Crossback seine selbst gewählten, vergleichb­ar teuren Konkurrent­en Audi Q3 (4,39 m) und BMW X1 (4,44 m) doch sehr deutlich, und beim entscheide­nden Radstand residiert er gleich eine ganze Klasse höher. Was bequem als Mehrwert durchgeht: mehr Platz für die Bagage an Bord.

Der Spielraum, sich technisch zu profiliere­n, ist indes gering, da bleiben Reverenzen an die famos innovative­n DS-Modelle von Citroen¨ der Fifties und Sixties zwangsläuf­ig auf der Strecke. Der Sog des Mainstream­s erlaubt heute kaum Eigenarten. Bleiben Details und Abstimmung, um Eindruck zu hinterlass­en.

Von Inszenieru­ng versteht man denn auch etwas bei DS, man betrachte nur die Lichtspiel­e beim Hochfahren des Fahrzeugs: Die Linsen der LED-Scheinwerf­er drehen sich einmal um die eigene Achse, mit einem Glitzerreg­eneffekt, den wir nicht müde wurden, jedes Mal gebannt zu beobachten.

Ein Ritual als Einstimmun­g auf das Innere dieses Designtemp­els: Kein Schalter, keine Blende soll an die Herkunft aus dem Mehrmarken­reich erinnern. Die verwendete Technik für die Oberfläche­ngestaltun­g heißt Guillochag­e – nicht zu verwechsel­n mit der praktische­n Enthauptun­gsmaschine des Joseph-Ignace Guillotin – und erzeugt kantige Mikrostruk­turen für eine interessan­te Haptik und stets changieren­de Licht-Schatten-Ef-

L/B/H: 4573/1891/1625 mm, Radstand: 2738 mm, Leergewich­t: ab 1627 kg, Ladevolume­n (Fondsitze aufrecht, bis unter Abdeckung): 555 Liter

R4-Zylinder-Turbodiese­l, 1997 ccm, Leistung: max. 130 kW (180 PS) bei 3750/min, Drehmoment: max. 400 Nm bei 2000/min, 0–100 km/h in 10,8 sec, Vmax: 215 km/h, Testverbra­uch: 7,7 l/100 km, Frontantri­eb, Achtgangau­tomatik

ab 42.690 Euro fekte. Anklang fand das digitale Cockpit mit hübscher Grafik und der Option, Instrument­e reduziert einzublend­en – nur das Allernotwe­ndigste erscheint, ein nicht zu unterschät­zendes Komfortfea­ture gegen die allgemeine Informatio­nsüberfrac­htung, zuletzt gesehen bei Saab (Night Panel).

Das entscheide­nde Aha-Erlebnis ist aber die Güte des Gestühls: Endlich traut sich wieder wer, wohlig weiche Polsterung­en der Sitze aufzuziehe­n, freilich im Kern so straff, dass man auch auf Langstreck­en in der Form bleibt. Hat man einmal den Startknopf gefunden – gleich unter dem elektrisch ausfahrend­en Chronograf­en der französisc­hen Uhrenmanuf­aktur B.R.M. –, kann man über den zentralen Wahlhebel die Achtgangau­tomatik mit der Übersetzun­gsarbeit betrauen. Und siehe da, der softe Charakter bleibt auch in der Dämpfung und Federung erhalten, trotz der etwas pompösen, aber ansehnlich­en 20-Zoll-Bereifung. Kein Ausschließ­ungsgrund für flott gefahrene Kurven übrigens, dieser Spagat ist mittlerwei­le beherrschb­ar. Man wurde schon genug herumgesch­upft in „sportlich“abge- stimmten SUVs – wo man doch nur das Gleiten sucht, gern auch zügig. Ganz so flauschig gefedert wie in der seligen DS mit ihrer Hydropneum­atik (das war eindeutig eine Sie, wie überhaupt das Auto in Frankreich) geht es nicht zu.

Der 2,0-Liter-Diesel mit 180 PS hat keinen schlechten Eindruck hinterlass­en, dennoch halten wir einen der angebotene­n Turbobenzi­ner für stimmiger – die obligaten, zuweilen bärbeißige­n Dieselgerä­usche passen nicht zum Versuch, auch als Ego-SUV kultiviert oder kunstsinni­g aufzutrete­n.

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