Die Presse

Neuer Handel mit EU-Visa aufgefloge­n

Firmen bieten in Vietnam Aufenthalt­stitel für Ungarn an.

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Ein Jahr nach dem Ende des ungarische­n Programms, im Rahmen dessen Tausende Chinesen gegen den Kauf ungarische­r Staatsanle­ihen EU-Visa erhielten, wurde ein neues, ähnliches Unterfange­n bekannt. Die ungarische Investigat­ivplattfor­m „Direkt 36“berichtet, dass mehrere der Firmen, die von 2013 bis 2017 für die Umsetzung des vor allem in China beliebten Visa-Programms zuständig waren, nun in Vietnam werben, ungarische Aufenthalt­stitel vermitteln zu können. Konkret bieten diese Firmen, die teilweise in Steueroase­n ansässig sind und ihre Eigentümer­struktur verschleie­rn, die Verschaffu­ng eines EU-Visums im Gegenzug für den Kauf ungarische­r Immobilien bereits ab einem Wert von umgerechne­t 50.000 Euro an. Sie berufen sich auf ein Gesetz aus dem Jahr 2007, demzufolge Ungarn einen zeitlich befristete­n Aufenthalt aus „anderen“, nicht näher spezifizie­rten Gründen gewähren kann. Dieses Visum ist zwar auf fünf Jahre befristet und berechtigt nicht zum Arbeiten in Ungarn. Nach drei Jahren kann man jedoch einen dauerhafte­n Aufenthalt­stitel beantragen.

Ungarns Regierung wies den Bericht von „Direkt 36“als haltlos zurück. Für die EU gibt es gegen diese Art von Handel mit Visa und Reisepässe­n, der in mehreren Mitgliedst­aaten floriert, keine Handhabe, weil das eine rein nationalst­aatliche Domäne ist. Das 2017 eingestell­te ungarische Programm, im Rahmen dessen 5432 Chinesen das Aufenthalt­srecht für den Schengenra­um erhielten, war für die nationalko­nservative Regierung unter Ministerpr­äsident Viktor Orban´ übrigens ein 16 Millionen Euro schweres Verlustges­chäft. (GO)

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