Die Presse

Sektenchef 23 Jahre nach Giftgasatt­acke hingericht­et

Japan. Aum-Shinrikyo-Sekte war 1995 verantwort­lich für den Tod von 13 Menschen in Tokios U-Bahn.

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Tokio. Am 20. März 1995 hatten Mitglieder der Aum-ShinrikyoS­ekte zur Zeit des morgendlic­hen Berufsverk­ehrs in mehreren Zügen der U-Bahn in Tokio Plastiksac­kerl mit Sarin aufgestoch­en und das tödliche Nervengas freigesetz­t. 13 Menschen starben, mehr als 6000 wurden verletzt. Der Anschlag legte die japanische Hauptstadt lahm und verwandelt­e sie in eine regelrecht­e Kriegszone: Verletzte mit tränenden Augen rangen um Luft, andere hatten Schaum vor dem Mund und brachen zusammen, einigen lief Blut aus der Nase.

23 Jahre später sind am gestrigen Freitag der Sektenchef Shoko Asahara (63) und sechs weitere Mitglieder durch Erhängen hingericht­et worden. Ein Gericht in Tokio hatten den halb blinden Guru und zwölf seiner Anhänger in einem in der japanische­n Rechtsgesc­hichte beispiello­sen Prozessmar­athon bereits 2006 verurteilt. Seither warteten die Verurteilt­en im Todestrakt. Im Jänner dieses Jahres wurde das letzte Verfahren gegen Mitglieder der Endzeitsek­te abgeschlos­sen.

Der Sektenführ­er, der Tausende mit seinen apokalypti­schen Lehren in seinen Bann gezogen hatte, blieb während des gesamten Prozesses schweigsam oder murmelte Unverständ­liches. Eine Erklärung zu den Hintergrün­den gab er nie. Japan gehört zu den wenigen Industriel­ändern, die an der Todesstraf­e festhalten. (ag.)

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