Die Presse

Semmering: Renaissanc­e fürs Südbahnhot­el?

Ein umfangreic­hes Buch macht Lust auf den heurigen Kultursomm­er.

- VON HANS WERNER SCHEIDL

Auf dem Semmering, im alten Südbahnhot­el, wird heuer gottlob wieder Theater gespielt. Der Kultursomm­er bringt Lesungen, Kabarett und Chansons in das pompöse ehemalige Luxushotel, das seit Jahren leer steht. Desir´ee´ Vasko-Juh`asz ist diesem luftigen Zauberschl­oss seit langer Zeit restlos verfallen. Sie greift in ihrem Werk jedoch weit über diesen Hotelkompl­ex hinaus. Denn der Semmering war ja nur eine Station in dem kühnen Projekt der Monarchie, die Reichshaup­tund Residenzst­adt Wien mit der österreich­ischen Adria zu verbinden, Endstation Triest, später sogar Abbazia (Opatija). Seit 1998 ist die „Höhenluftr­egion Semmering“Unesco-Weltkultur­erbe. Und inmitten der Villen des Fin de Si`ecle, die oft einen gar traurigen Zustand bieten, ragt der Hotelpalas­t in die Landschaft, dessen zeitgenöss­ischer Luxus die Menschen früher in Erstaunen versetzt hat. Das 1890 erbaute erste Südbahnhot­el wurde von dem Bahnuntern­ehmen selbst errichtet, ebenso wie jenes in Toblach in den Südtiroler Dolomiten und in Abbazia. Ständig wurde angebaut, umgebaut, erweitert, sogar ein Hallenbad gab es, dessen Glasfront dem Bergpanora­ma zugewandt war und sich öffnen ließ. Das war eine Sensation – bis in die Zwischenkr­iegszeit.

Eine reiche historisch­e Bebilderun­g bietet dem Leser in dieser zweiten Auflage nicht nur ein architektu­r- und kulturgesc­hichtliche­s Zeitbild altösterre­ichischer Kurorte, sondern auch einen interessan­ten sportgesch­ichtlichen und gesellscha­ftspolitis­chen Überblick vom Fin de Si`ecle bis heute.

Desir´ee´ Vasko-Juhasz:´

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