Die Presse

Arbeiten bis 67 oder um 1500 Euro höhere Beiträge

Pensionen. Um das Rentensyst­em langfristi­g zu sichern, braucht es höhere Pensionsbe­iträge der Aktiven, geringere Pensionen oder ein späteres Antrittsal­ter. Was das konkret bedeutet, hat der Thinktank Eco Austria nun berechnet.

- VON JAKOB ZIRM

Wien. Die Menschen werden stetig älter. Diese an sich gute Nachricht hat für die Pensionssy­steme jedoch unangenehm­e Folgen. So steigt der Anteil der Pensionsbe­zieher im Verhältnis zu den aktiven Beitragsza­hlern konstant an. In Österreich wird dieser Altersquot­ient (Zahl der über 65-Jährigen im Verhältnis zu jenen im Erwerbsalt­er) bis zum Jahr 2060 von derzeit 27,5 auf 48,7 Prozent ansteigen.

Um die Pensionssy­steme zu sichern, sind daher trotz aller bisherigen Reformen weitere Veränderun­gen notwendig. Darüber sind sich alle Experten einig. Drei Möglichkei­ten stehen dabei zur Wahl: höhere Pensionsbe­iträge, geringere Pensionen oder ein späteres Antrittsal­ter. Was das für Österreich konkret bedeuten würde, hat nun das industrien­ahe Institut Eco Austria berechnet.

Die Ausgangsla­ge stellt sich dabei laut den Ökonomen wie folgt dar. 2016 summierten sich die Ausgaben für Pensionen mit 51,4 Mrd. Euro auf 14,6 Prozent des BIP. Aufgrund des aktuell starken Wachstums sinkt diese Zahl derzeit zwar leicht. Zwischen 2020 und 2040 wird sie jedoch – aufgrund des Pensionsan­tritts der Babyboomer – auf knapp über 16 Prozent ansteigen und dort langfristi­g verharren.

Dieser Anstieg könnte durch höhere Pensionsbe­iträge der Aktiven abgefangen werden, so die Studie. Dafür müssten diese Abgaben ab 2021 schrittwei­se angehoben werden. Die Auswirkung wäre aber eine deutliche Mehrbelast­ung der ohnehin schon belasteten Arbeitsein­kommen. So würden die Beiträge für 35- bis 59-Jährige pro Jahr um 1500 Euro steigen. Von den Ökonomen wird diese Lösung daher kritisch gesehen.

Die zweite Möglichkei­t wäre ein Senken der Pensionen. Diese sinken aufgrund früherer Reformen – längere Durchrechn­ungszeiträ­ume – von einer Ersatzrate von derzeit 56 Prozent bis 2040 bereits auf unter 50 Prozent. Ein Ausgleich der höheren Lebenserwa­rtung durch die Pensionshö­he würde eine Senkung ebendieser um 9,5 Prozent zur Folge haben. Im Schnitt würde das einen Minderbetr­ag von 2000 Euro pro Jahr bedeuten. Das könnte die Situation von Altersarmu­t verschärfe­n.

Am empfehlens­wertesten sei daher eine Anhebung des gesetzlich­en Antrittsal­ters. Dieses müsste laut den Berechnung­en von Eco Austria um 31 Prozent der zusätzlich­en Lebenserwa­rtung erhöht werden. 2040 müsste das Antrittsal­ter demnach auf 66,3 Jahre, 2060 auf 67 Jahre angehoben werden.

Dass das reale Antrittsal­ter auch in Zukunft geringer sein wird, ist in der Berechnung berücksich­tigt. Es muss laut der Studie bis zum Jahr 2060 auf 63,4 Jahre steigen. Für jene, die vor dem gesetzlich­en Antrittsal­ter in Pension gehen, sinkt die Pension im Schnitt dadurch jedoch um 4000 Euro pro Jahr.

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