Sind „rechte“Intellektuelle per se unredlich?
Eine Nachfrage bei Feridun Zaimoglu – zu seiner Rede in Klagenfurt.
„Es gibt keinen redlichen rechten Intellektuellen. Es gibt keinen redlichen rechten Schriftsteller“: Was meinte der deutsche Schriftsteller Feridun Zaimoglu, einer der sprachgewaltigsten seines Landes, in seiner Rede zur Eröffnung des Bachmann-Wettlesens, als er erklärte, dass „rechte Intellektuelle“und „rechte Schriftsteller“per se nicht redlich sein könnten? Was meinte er mit rechts, welche Autoren sollen sich mit diesem Etikett angesprochen fühlen?
Zaimoglu definierte in seiner leidenschaftlichen Rede „rechts“so: „Wer die Eigenen gegen die Anderen ausspielt und hetzt, ist rechts. Punkt.“Statt von „Rechten“spricht er auch von den „neuen alten Patrioten“und von „Reaktionären“. Auf die Frage der „Presse“, wer für ihn dazugehöre, verweist er auf die Unterzeichner der im März dieses Jahres veröffentlichten lakonischen „Erklärung 2018“, die im Mai mit 62.000 Unterzeichnern dem Bundestag übergeben wurde: „Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird. Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird.“Unter den Unterzeichnern findet sich ein einziger renommierter Schriftsteller: der für seinen Roman „Der Turm“berühmte, zuletzt wegen Aussagen zur deutschen Einwanderungspolitik der AfD-Nähe bezichtigte Dresdner Uwe Tellkamp. Die ebenfalls bekannte 77-jährige Autorin Monika Maron sagte in einem Interview, dass sie die Erklärung 2018 vielleicht ebenfalls unterschrieben hätte, hätte sie deren große Wirkung geahnt.
Zaimoglus Rede erinnert in wenig an die mächtige Rhetorik christlicher Strafpredigt – ein Nachhall seines 2017 erschienenen Luther-Romans „Evangelio“? „Ich wollte keine Angeberei mit akademischen Floskeln“, sagt Zaimoglu. „Akademische Wörter verschlieren und verbrämen die Welt. Ich habe die Nähe zu Mensch, Stoff und den Wörtern gesucht.“Man solle, wenn es um Migration gehe, „nüchtern über Missstände sprechen und wie man sie lösen kann. Das ist aber nicht das Spiel dieser Leute. Sie beschwören böse Geister und kommen über die Feindmarkierung zum Eigenen.“