Die Presse

Ballyhoo und Psychospie­lchen

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A ls Mann von Welt, schlau und gewitzt, präsentier­te sich Antoine Griezmann vor dem WM-Viertelfin­ale gegen Uruguay. Jovial, geradezu amikal, mit einem Sonnyboygr­insen im Gesicht legte der Stürmer der E´quipe Tricolore es darauf an, die „Urus“beim großen Ballyhoo vor dem Match einzululle­n – gerade so, als würden die Spieler noch in der Kabine bei einem Kessel Matetee zusammensi­tzen, um den Stand der Dinge zu besprechen, ehe sie auf dem Spielfeld grätschen, treten, kratzen, beißen und spucken.

Griezmann gerierte sich also als Uruguay-Fan, als Aficionado des Fußballklu­bs Pen˜arol Montevideo und seiner Schlachtge­sänge und als Mateteetri­nker, obwohl er noch nie einen Fuß ins Land gesetzt hat. Das klang alles ungeheuer sympathisc­h. Nur einem war dies gar nicht geheuer. Luis Suarez,´ alias „Der Beißer“, durchschau­te das Spiel des Franzosen als Psychospie­l, ja, als perfide Taktik. Der „Uru“-Vampir kennt den Sportkamer­aden aus der spanischen Liga nachgerade als „Killer“, der eiskalt und blitzschne­ll zustößt. Der elegante Franzose hat vom Größten gelernt – von Muhammad Ali und seinem Credo: „Dance like a butterfly and sting like a bee.“

Die Wahrheit lag auf dem Platz, wie es im Jargon der Sportphilo­sophen so simpel wie zutreffend heißt. Griezmann gebührt jedenfalls der Preis des Schöngeist­s und „Gutmensche­n“. (vier)

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