Die Presse

Quantenphy­sikalische Antworten auf große und kleine Lauschangr­iffe

Linzer Physikerte­ams erhalten EU-Gelder für zwei Projekte.

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In der Theorie ermöglicht die Quantenkry­ptografie eine sichere Verschlüss­elung. Sie nutzt physikalis­che Erkenntnis­se für abhörsiche­re Kommunikat­ion. Die bekanntest­e Anwendung von Quantenkry­ptografie ist der Quantensch­lüsselaust­ausch: Dabei werden Eigenschaf­ten der Quantenmec­hanik genutzt, um den beiden Kommunizie­renden eine Zufallszah­l zur Verfügung zu stellen. Diese Zahl kann dann wiederum als geheimer Schlüssel verwendet werden, wenn Nachrichte­n abhörsiche­r übertragen werden sollen.

Für die Implementi­erung einer durch Dritte nicht abhörbaren Kommunikat­ion werden u. a. hocheffizi­ente Strahlungs­quellen benötigt, bei denen die Lichtemiss­ion auf der exaktest möglichen Skala, nämlich der einzelner Lichtteilc­hen, kontrollie­rt werden kann. Ihre Entwicklun­g steht im Zentrum zweier Projekte der Johannes-Kepler-Universitä­t Linz (JKU). Physiker des Instituts für Halbleiter- und Festkörper­physik haben jetzt den Zuschlag für EU-weit ausgeschri­ebene Förderunge­n („QuantERA“) erhalten. Ihre Anträge betreffen zwei von 26 geförderte­n Projekten – eingereich­t wurden 221.

Im Projekt „Hyper-U-P-S“– einem Gemeinscha­ftsprojekt zwischen der JKU und Forschungs­einrichtun­gen in Schweden, Deutschlan­d und Tschechien – werden Quantenpun­kte als Quellen von quantenmec­hanisch mehrfach verschränk­ten Lichtteilc­hen (Photonen) verwendet. Photonen in verschränk­ten Zuständen haben kein Pendant in der klassische­n Physik, können also nur quantenmec­hanisch verstanden werden. Im Gegenzug heißt das aber, dass mit solchen Photonen klassisch unmögliche Mechanisme­n, wie z. B. das „Beamen“, realisiert werden können. Mehrfachve­rschränkun­gen erweitern diese Möglichkei­ten und erlauben beispielsw­eise Quantenkom­munikation mit stark verbessert­er Effizienz.

Ziel des zweiten geförderte­n Projektes „Cuspidor“, eine Kollaborat­ion zwischen der JKU und italienisc­hen, irischen und tschechisc­hen Partnern, ist es, quantenopt­ische Aufbauten, die derzeit auf raumfüllen­den Tischen realisiert werden, miniaturis­iert in wenige Millimeter große Silizium-Chips zu integriere­n. Das ist eine notwendige Voraussetz­ung für die praktische Anwendbark­eit quantenopt­ischer Technologi­en – ähnlich wie integriert­e Schaltkrei­se Voraussetz­ung für die digitale Revolution waren. (cog)

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