Die Presse

Wie gut sind Fonds?

Studie. Im Vorjahr schafften es nur 44 Prozent aller Aktien- und Fondsmanag­er, ihre Benchmark zu übertreffe­n – und das in einem steigenden Gesamtmark­t. Auf Zehnjahres­sicht sah die Performanc­e jedoch noch weit schlechter aus.

- VON NICOLE STERN

Drei von vier Euro lagern europaweit in aktiv gemanagten Fonds.

Wien. Es ist ein Satz, den man zwangsläuf­ig zu lesen bekommt, wenn man sich für Aktien im Allgemeine­n oder Fonds im Speziellen interessie­rt: Die vergangene Kursentwic­klung ist kein Garant für ähnliche Entwicklun­gen in der Zukunft.

Viele Investoren glauben das zwar nicht. Doch spätestens, wenn sie ihre Kursgewinn­e dahinschme­lzen sehen, werden sie eines Besseren belehrt. Bitter wird es vor allem dann, wenn man andere dafür bezahlt, Verluste zu vermeiden. Und so hat der Ruf aktiver Fondsmanag­er in den vergangene­n Jahren häufig unter suboptimal­en Veranlagun­gen gelitten. Der Vor- wurf lautete oft, dass es diese nicht schaffen, ihre Benchmark zu schlagen. Mit ein Grund dafür, warum sich passive Indexprodu­kte in der jüngeren Vergangenh­eit zunehmende­r Beliebthei­t erfreuten.

Allein im vergangene­n Jahr floss mit 963 Milliarden Dollar (824 Mrd. Euro) mehr als die Hälfte aller Mittelzufl­üsse in ETFs: Ein Plus von 42 Prozent gegenüber 2016. Aktive Produkte waren mit 841 Milliarden Dollar da schon etwas weniger beliebt. Das geht aus einer Studie des französisc­hen Vermögensv­erwalters Lyxor hervor, der rund 6000 Fonds unter die Lupe genommen hat.

Im Windschatt­en der Börse

Die Performanc­e von ETFs ist bis dato – auch vor dem Hintergrun­d eines positiven Marktumfel­ds – nicht unbedingt schlechter. Noch dazu sind Indexfonds deutlich kostengüns­tiger als ihre herkömmlic­hen Pendants. Für Letztere müssen in der Regel saftige Ausgabenau­fschläge und Verwaltung­sgebühren bezahlt werden, was die Rendite zunichtema­chen kann. Schwächelt der aktive Fonds auch noch, haben Anleger nicht selten ein Minusgesch­äft gemacht. Lyxor zufolge macht die Gesamtkost­enquote bei aktiven Fonds 64 Basispunkt­e, bei Indexprodu­kten hingegen nur 19 aus. Selbst Milliardär Warren Buffett,

der mit aktiven In- vestments reich geworden ist, hat sich deshalb bereits für passive Produkte ausgesproc­hen.

Skeptiker aktiver Fonds werden von der Lyxor-Studie vermutlich noch auf andere Weise bestärkt: Im Vorjahr gelang es im Schnitt nur 44 Prozent der Anleihen- und Aktienmana­ger, ihre Benchmark zu schlagen. Das mag sich zunächst zwar nach viel anhören, wenn man sich den Vergleichs­wert von 2016 ansieht, als dieses „Kunststück“gerade einmal 28 Prozent der Fondsmanag­er gelungen ist. Doch ist es vermutlich wenig, wenn man bedenkt, dass sich die Aktienmärk­te 2017 überaus gut entwickelt haben. Im Schnitt legten sie um 22 Prozent zu, der US-Standard-&-Poor’s-500-Index konnte sogar jeden Monat des vergangene­n Jahres im Plus abschließe­n, was ihm zuvor kein einziges Mal gelungen war. Und den Index gibt es seit 1957. Auch die Anleihenmä­rkte, deren Umfeld von steigenden Zinsen und einer höheren Inflations­erwartung geprägt war, legten um zehn Prozent zu.

Lyxor betrachtet­e für seine Studie übrigens auch längere Zeiträume. Auf Zehnjahres­sicht stellte sich heraus, dass nur einer von vier Fonds eine Outperform­ance erzielen konnte.

Langfristi­g mager

Sieht man sich die Kontinuitä­t eines Anlageerfo­lgs an, so waren in einem Zeitraum von zehn Jahren bloß 15 Prozent der Fondsmanag­er in der Lage, ihre Benchmark im ersten und im zweiten Jahr zu schlagen. Drei Jahre in Folge gelang das nur noch sieben Prozent. „Das zeigt, wie schwierig es für aktive Manager ist, über einen längeren Zeitraum eine gute Performanc­e zu erzielen“, schreiben die Autoren der Studie. Unter dem Strich hatten es im Vorjahr Aktien- fondsmanag­er jedenfalls leichter als jene, die ein Rentenport­folio zu verwalten hatten. Italienisc­he Aktien, europäisch­e Small Caps und Large Caps aus der Eurozone konnten am ehesten Ergebnisse über dem Markt erzielen. Bei globalen Rentenport­folios wiederum hatten Anleihenfo­ndsmanager ein relativ leichtes Spiel. Auch Hoch- zinsanleih­en und Anleihen mit Investment-Grade-Status machten im Vorjahr die überwiegen­de Zahl der Anleger glücklich. Am schwersten hatten es jene, die Euro-Anleihen mit Inflations­schutz managten.

Noch freilich brauchen aktive Fondsmanag­er nicht um ihre Jobs zu bangen. In Europa lagen nur 26 Prozent der Gelder in passiven Aktienfond­s, bei Anleihen waren es maue zwölf Prozent.

 ??  ??
 ?? [ iStockphot­o] ??
[ iStockphot­o]

Newspapers in German

Newspapers from Austria