Die Presse

Schlechte Noten für Nachhaltig­keit

Studie. Österreich­er verursache­n pro Kopf so viel Elektrosch­rott wie Amerikaner.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Brüssel. Die gute Nachricht zuerst: In Österreich muss niemand verhungern, und auch die Armutsgefa­hr ist hier viel geringer als fast überall sonst wo auf der Welt. In dieser Hinsicht erreicht die Republik schon jetzt jene selbst gesteckten Vorgaben, die sich 193 Staaten im Rahmen der „Sustainabl­e Developmen­t Goals“der Vereinten Nationen mit dem Zieldatum 2030 gesteckt haben.

Doch sonst sieht es schlecht in dem Land aus, das sich gern als Musterschü­ler in der Frage des Umweltschu­tzes und der Klimapolit­ik darstellt. Das ergibt eine Studie der Bertelsman­n-Stiftung und des UN-Sondergesa­ndten für Nachhaltig­keit, Jeffrey Sachs, die heute, Montag, in New York vorgestell­t wird.

In 15 der 17 Kategorien habe Österreich „großen oder mittleren Handlungsb­edarf“. Besonders schlecht schneidet es bei den Themen „Nachhaltig­er Konsum und Produktion“sowie „Maßnahmen zum Klimaschut­z“ab. So verursache jeder Österreich­er jährlich im Durchschni­tt 22 Kilogramm Elektrosch­rott: so viel wie die Amerikaner.

„Kein Land ist momentan auf dem Weg, alle Ziele bis 2030 zu erfüllen“, resümieren die Studienaut­oren. Am besten schnitten Schweden, Norwegen und Dänemark ab.

Wenig Bewusstsei­n

Im September 2015 hatten die Mitgliedst­aaten der UNO diese Agenda 2030 für Nachhaltig­keit beschlosse­n. Ihre Erfüllung hängt davon ab, wie gut die Regierunge­n diese allgemeine­n Ziele in ihre konkreten Politiken einbauen, und davon, ob sie es schaffen, bei ihren Bürgern ein Bewusstsei­n dafür zu schaffen, dass die Qualität des Lebens auf der Erde vom nachhalti- gen Umgang mit ihr geprägt ist. In dieser Hinsicht sieht es in Österreich ebenfalls schlecht aus, wie der Rechnungsh­of in seinem am Freitag veröffentl­ichten Bericht über die Umsetzung der Agenda 2030 belegt. Die Bundesregi­erung habe – unter Kanzler Christian Kern ebenso wenig wie unter seinem Nachfolger, Sebastian Kurz – „entgegen dem Grundgedan­ken der Agenda 2030“weder die Öffentlich­keit noch das Parlament über den Stand der Arbeiten in den Fachminist­erien informiert.

Die Zivilgesel­lschaft wird ebenso wenig in die Erreichung dieser Ziele eingebunde­n, wie es „eine systematis­che österreich­weite Öffentlich­keitsarbei­t zur Agenda 2030“gibt.

Pikanterie an letztem Befund: Genau solche „ehrgeizige­n Kommunikat­ions- und Sensibilis­ierungsmaß­nahmen“forderte die Bundesregi­erung von der Europäisch­en Kommission ein.

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