Die Presse

Keine Asylanträg­e in EU

Strategiep­apier. Minister Kickl will, dass keine Asylanträg­e mehr auf EU-Boden gestellt werden können.

-

Wien. Österreich hat zum Auftakt des EU-Ratsvorsit­zes eine radikale Reform des EU-Asylwesens ins Gespräch gebracht. Demnach sollen keine Asylanträg­e mehr auf EU-Boden gestellt werden, heißt es in einem in der Vorwoche bei einem Treffen in Wien vorgelegte­n Papier, dessen Authentizi­tät Regierungs­sprecher Peter Launsky-Tieffentha­l dem „Profil“bestätigt hat.

Er bezeichnet­e das Papier als „Denkanstoß auf Beamtenebe­ne“. Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) bekräftigt­e aber gegenüber „Österreich“am Sonntag, dass es durchaus das Ziel sei, „mittelfris­tig“Plattforme­n für Migranten in Afrika zu schaffen. Es müsse „klar sein, dass in diesen Zentren keine Asylanträg­e gestellt werden – denn dann beginnt die Schleppere­i von vorn“. Die Zentren sollen auch nicht von der EU, sondern von afrikanisc­hen Staaten betrieben werden.

Im vorliegend­en Papier ist als mögliches Ziel definiert: „Schaf- fung eines neuen, besseren Schutzsyst­ems, bei dem keine Asylanträg­e mehr auf EU-Boden gestellt werden, außer wenn Schutzsuch­ende aus direkten Nachbarsta­aten kommen und wenn keine Schutzmögl­ichkeiten zwischen der EU und dem Herkunftsl­and vorhanden sind.“Auch vor der Quotenvert­eilung von Flüchtling­en wird gewarnt – es würde die EU destabilis­ieren.

Kritik der Opposition

Von SPÖ und Grünen kam zu dem Vorschlag Kritik. Der burgenländ­ische Landeshaup­tmann, Hans Niessl (SPÖ), sagte in der ORF-„Pressestun­de“am Sonntag, dass Vorschläge der Genfer Flüchtling­skonventio­n entspreche­n müssen. Für Außenstell­en an den Grenzen gebe es aber Konsens, und er begrüße auch eine beschleuni­gte FrontexVer­stärkung. Der Grüne EU-Abgeordnet­e Michel Reimon ortete, dass Österreich nun Viktor Orban´ rechts überholen wolle. (ath)

Newspapers in German

Newspapers from Austria