Rettung von vier Buben geglückt
Thailand. In einer risikoreichen Aktion haben 18 Taucher vorerst vier der insgesamt zwölf eingeschlossenen Kinder aus der überfluteten Höhle geholt. Heute wird die Operation fortgesetzt.
Es war bereits stockdunkel, als das letzte Rettungsautos mit Blaulicht vom abgeschirmten Bereich rund um den Eingang der Höhle Richtung Krankenhaus aufbrach. Für vier der insgesamt zwölf Kinder, die gemeinsam mit ihrem Fußballtrainer seit 23. Juni in der überfluteten ThamLuang-Höhle im Norden Thailands eingeschlossen waren, ging am Sonntagabend ein Martyrium zu Ende: Sie konnten in Begleitung von je zwei Tauchern aus dem verzweigten Höhlensystem ins Freie gebracht werden.
Zwei Buben wurden per Helikopter ins Krankenhaus von Chiang Rai geflogen. Allen gehe es den Umständen entsprechend gut.
Es war ein extrem risikoreicher Rettungseinsatz, bei dem 90 Höhlentaucher, 1000 Einsatzkräfte und freiwillige Helfer aus aller Welt beteiligt waren. Am Sonntagmorgen hatte der Einsatzleiter, Narongsak Osottanakorn, überraschend angekündigt, dass die Bergungen der Kinder losgehen sollte. Tagelang waren aus der Höhle mehr als 100 Millionen Liter Wasser gepumpt worden. Die Buben im Alter zwischen elf und 16 Jahren und ihr Trainer seien „bereit für jede Herausforderung“, versicherte der Einsatzleiter. Die schwächsten der Kinder wurden ausgewählt, die Höhle als Erste zu verlassen.
Zuvor hatte der Gouverneur der Provinz Chiang Rai mit Blick auf den Wasserstand, das Wetter und die Gesundheit der Buben gesagt, die Bedingungen für einen Rettungsversuch seien derzeit „perfekt“. Für die kommenden Tage wurden weitere Monsunregen vorhergesagt, die den Wasserspiegel in der überfluteten Höhle weiter ansteigen lassen dürften. Überdies hatten die Einsatzkräfte am Freitag einen sinkenden Sauerstoffgehalt in der Höhlenkammer festgestellt, in die sich die Fußballmannschaft geflüchtet hatte.
Insgesamt waren an der Aktion 18 Taucher aus Großbritannien, Australien und Thailand beteiligt. Darunter war auch ein australischer Mediziner, um Erste Hilfe leisten zu können. Die Buben, die in den vergangenen Tagen mit den Grundregeln des Tauchens vertraut gemacht wurden, wurden von je zwei Tauchern begleitet. Der Tauchgang durch die weit verzweigte Höhle mit einer sehr engen Passage, bei der die Taucher die Sauerstoffflaschen abnehmen und vor sich herrollen müssen, ist schon für Profis kräftezehrend und dauert fünf bis sechs Stunden. Da die unerfahrenen Kinder in dem schlammigen Wasser praktisch nichts sehen, wurden Taue befestigt, an denen sie sich nach draußen ziehen können. Wie gefährlich das Unterfangen ist, hatte am Freitag der Tod eines erfahrenen thailändischen Tauchers gezeigt, der auf dem Weg aus der Höhle wegen Sauerstoffmangels gestorben war. Die geretteten Buben mussten rund einen Kilometer durch Tauchen zurücklegen, den Rest der rund vier Kilometer langen Strecke zum Höhleneingang konnten sie durch das Wasser waten bzw. auch im Trockenen gehen.
In Vorbereitung auf den Einsatz hatten die Rettungskräfte am Sonntag die Evakuierung des Geländes im Eingangsbereich der Höhle angeordnet. Die dort versammelten Journalisten aus aller Welt mussten das Gebiet verlassen.
Die Fußballmannschaft war am 23. Juni in die Höhle gegangen und von steigenden Wassermassen überrascht worden. Überschwemmungen nach starkem Regen führten dazu, dass die Gruppe weit ins Höhleninnere fliehen musste. Neun Tage später wurde sie von Tauchern unversehrt gefunden und mit Lebensmitteln versorgt. Zunächst hatten die Einsatzkräfte versucht, einen alternativen Höhlenausgang für die Rettung zu finden bzw. zu bohren. Die Möglichkeit, die Regenzeit abzuwarten, wurde rasch verworfen. Die risikoreichste Variante des Tauchens war nun erfolgreich.
Für die übrigen Kinder heißt es aber weiter warten: Die Operation soll nach einer Pause von mindestens zehn Stunden Montagfrüh fortgesetzt werden. (ag, zoe)