Die Presse

Wimbledon und der Geist von 2008

Tennis. Zehn Jahre nach ihrem epischen Schlagabta­usch könnten sich Federer und Nadal im Finale wiederbege­gnen.

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Selten zuvor hat ein Grand Slam in der ersten Turnierwoc­he einen solchen Aderlass an Stars erlebt wie Wimbledon 2018. Bei den Herren sind nach dem Aus des als Nummer vier gesetzten Deutschen Alexander Zverev nur noch vier Top-Ten-Spieler im Achtelfina­le dabei, bei den Damen gar nur noch zwei. Ein Favoritens­terben in diesem Ausmaß hat Wimbledon in der Männerkonk­urrenz seit 15 Jahren nicht mehr erlebt, die beiden prominente­sten Namen aber finden sich noch im Tableau: Roger Federer und Rafael Nadal.

Zehn Jahre ist es mittlerwei­le her, dass sich Federer und Nadal als Nummer eins und zwei der Setzliste in einem epischen Finale gegenübers­tanden. Das Spiel ging als eines der besten und denkwürdig­sten in die Geschichte ein. Ein Match wie ein Gladiatore­nkampf, bei dem der Spanier nach 4:48 Stunden Spielzeit mit 6:4, 6:4, 6:7 (5), 6:7 (8), 9:7 das bessere Ende für sich hatte. Nicht nur an der Londoner Church Road sprechen Tennisfans noch heute über die- sen hochklassi­gen Vergleich. Und als wäre die Zeit stillgesta­nden, könnten sich Federer, 36, und Nadal, 32, tatsächlic­h auch 2018 im Finale gegenübers­tehen.

Beide Akteure sind auch heuer die dominieren­den Spieler auf der Tour und stehen in Wimbledon ohne Satzverlus­t im Achtelfina­le. Nadal gab in seinen drei bisherigen Matches 26 Games ab, Federer 27. Als größte Prüfungen auf dem Weg ins Endspiel könnten sich für Nadal der Argentinie­r Juan Mart´ın del Potro (Viertelfin­ale) und der Serbe Novak Djokovic´ (Halbfinale) erweisen, Federer müsste womöglich die Hürden Kevin Anderson (Viertelfin­ale) und Milos Raonic (Halbfinale) meistern.

Angesproch­en auf die mögliche Neuauflage des Duells von 2008 meinte der Iberer schmunzeln­d: „Wenn ich ins Finale kom- me, hätte ich gern einen leichteren Gegner. Ich bin ja nicht dumm.“Denn Topfavorit auf den Titel ist und bleibt Federer, der auf seinen neunten Triumph in Wimbledon und seinen 21. Grand-Slam-Sieg insgesamt hofft.

Bei den Damen scheint alles für Serena Williams angerichte­t zu sein. Die nach ihrer Babypause samt großen Komplikati­onen nach der Geburt auf den Court zurückgeke­hrte US-Amerikaner­in möchte nicht nur ihren achten Titel in Wimbledon, sondern damit auch den Allzeitrek­ord von Margaret Court (24 Major-Siege) egalisiere­n – und später nach Möglichkei­t noch übertreffe­n.

Die Entbehrung­en, die sie dafür auf sich nimmt, teilt sie mit der Weltöffent­lichkeit via Twitter: „Sie hat ihre ersten Schritte gemacht. Ich habe trainiert und es verpasst. Ich habe geweint“, schrieb die 36-Jährige über ihre Tochter Olympia. Ihre größten verblieben­en Konkurrent­innen sind wohl Karol´ına Pl´ıskovˇa´ (CZE/7) und Angelique Kerber (GER/11). (cg/ag.)

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[ Reuters ]

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