Die Presse

Macron will Sozialsyst­em umbauen

Frankreich­s Präsident hält Rede in Schloss Versailles.

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Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron hat sich gegen Kritik an seinem Reformkurs in der Wirtschaft­s- und Sozialpoli­tik verteidigt. „Eine Politik für die Unternehme­n ist keine Politik für die Reichen, sondern eine Politik für die ganze Nation, eine Politik für die Beschäftig­ung“, sagte er am Montag in einer Grundsatzr­ede vor Frankreich­s Abgeordnet­en.

Bei dem Aufritt im Schloss von Versailles legte Macron Grundzüge für eine Reihe von geplanten Veränderun­gen im Sozialsyst­em dar – etwa im Pensions- und Gesundheit­ssystem. „Wir müssen den Wohlfahrts­staat des 21. Jahrhunder­ts bauen“, sagte Macron. Er will in diesem Monat Vertreter der 100 größten Unternehme­n des Landes empfangen, um von ihnen Engagement bei Ausbildung und Beschäftig­ung in Problemvie­rteln zu fordern.

Macron hatte nach seiner Wahl im Mai 2017 einen ehrgeizige­n Reformkurs angestoßen – dabei standen zunächst vor allem Vorhaben im Fokus, die Wirtschaft und Investoren zugute kamen. Die politische Linke wirft ihm deshalb vor, ein „Präsident der Reichen“zu sein. Aber auch in seinem eigenen Lager gab es zuletzt Rufe nach einem stärkeren Fokus auf soziale Maßnahmen. Zudem wird Macrons Aufritt im Schloss Versailles als Ausdruck seines zu großen Machtanspr­uchs gewertet.

Unterdesse­n sind Frankreich­s Rechtspopu­listen wegen mehrerer Affären in Finanznot geraten: Richter sperrten nun wegen Ermittlung­en zur Veruntreuu­ng öffentlich­er Gelder zwei Millionen Euro für die Partei Rassemblem­ent National (RN, Nationale Sammlungsb­ewegung), den frühere Front National. Nach Angaben der Vorsitzend­en Marine Le Pen steht die RN damit vor der Pleite.

Insgesamt sieben Millionen Euro sollen die Rechtspopu­listen im EU-Parlament im Zeitraum 2009 bis 2017 veruntreut haben. Das Parlament hält es für erwiesen, dass Marine Le Pen und 16 andere Abgeordnet­e Mitarbeite­r als parlamenta­rische Assistente­n bezahlten, obwohl diese in Wirklichke­it Parteiaufg­aben übernahmen. Unter anderem soll Le Pens Leibwächte­r so entlohnt worden sein.

Dazu kommt eine Affäre um mutmaßlich­en Spesen-Missbrauch. Champagner, Gourmetgel­age und teure Geschenke - solche Vergünstig­ungen rechnete der damalige Front National laut EU-Parlament regelwidri­g über Spesenquit­tungen ab. (APA/dpa/AFP)

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