Am großen Coup vorbei geschrammt
Radsport. Neun Sekunden fehlten Hermann Pernsteiner, 27, bei der Österreich-Rundfahrt zum Sieg auf dem Kitzbüheler Horn. Der Ex-Mountainbiker setzte damit seine starke Debütsaison fort.
Beinahe hätten die rund 5000 Fans auf dem Kitzbüheler Horn einen Heimsieg bejubelt. Nur neun Sekunden fehlten Hermann Pernsteiner auf der dritten Etappe der Österreich-Rundfahrt auf den belgischen Tagessieger Ben Hermans. „Es hat sehr gut gepasst, ich habe mich gut gefühlt. Mein Team war einfach großartig“, meinte der Niederösterreicher zufrieden. Er ist damit auch Gesamtzweiter hinter dem neuen Führenden Hermans.
Bis zu 23 Prozent Steigung betrug der Schlussanstieg ins Ziel beim Alpenhaus, Pernsteiner fuhr in der achtköpfigen Spitzengruppe mit und konnte als Einziger den finalen Angriff von Hermans gut 1,5 km vor dem Ziel kontern, aber nicht mehr ganz mit dem Profi der Israel Cycling Academy mithalten. Vorentscheidung ist vor der heutigen Etappe von Kitzbühel nach Prägraten keine gefallen, warten doch noch Bergankünfte auf dem Großglockner (5. Etappe) und Sonntagberg (7.).
Für Ex-Mountainbiker Pernsteiner, der seine Premierensaison im World-Tour-Team um Vincenzo Nibali absolviert und in der Heimat erstmals auf eigene Faust fahren darf, war es der nächste gelungene Auftritt seiner noch jungen Straßen-Karriere. Erst vor zwei Jahren wagte sich der Kletterspezialist (168 cm, 55 kg) aus der Buckligen Welt erstmals auf Asphalt und zeigte mit Platz sechs bei der Ö-Tour auf Anhieb auf.
Dennoch ging er weiter seiner Leidenschaft auf dem Mountainbike nach, bis zum Vorjahr trat er für das deutschen Team Centurion Vaude in der Marathon-Disziplin an. Der zweite Platz bei der Straßen-Rundfahrt in Aserbaidschan im Juli 2017 war dann das Sprungbrett nach ganz oben, der 27-Jährige tauschte das Mountainbike gegen die Chance, sich bei Bahrain zu beweisen, ein.
In der ersten Saisonhälfte erfüllte Pernsteiner seine Rolle als loyaler Helfer so gut, dass er als Belohnung kurz vor dem Start der Österreich-Rundfahrt sogar einen neuen Zweijahresvertrag bis 2020 erhielt. „Hermann hat uns alle wirklich beeindruckt. Seine Leistungen und Ergebnisse übersteigen alle Erwartungen“, lobte Teamchef Teamchef Brent Copeland. „Wir sind sicher, er kann uns in den nächsten Jahren weiter überraschen.“
Angesichts der bisher gezeigten Leistungen scheint ein GrandTour-Debüt bei der Vuelta, der Spanien-Rundfahrt, für Pernsteiner in Reichweite. Das absolute Saisonhighlight wäre für ihn aber dennoch der Start bei der HeimWM in Tirol Ende September. „Ich hoffe, dass ich nominiert werde. Ich denke, der schwere Kurs kommt mir entgegen“, erklärte er.
Pernsteiner ist neben Riccardo Zoidl (Felbermayr), Patrick Konrad, Lukas Pöstlberger und Gregor Mühlberger (alle Bora) sowie Ge- org Preidler (Groupama) und Michael Gogl (Trek) ein Kandidat für den sechsköpfigen Elite-Kader. Für Stefan Denifl, der als Titelverteidiger die Ö-Tour nach einem Trainingssturz verpasst, dürfte es aufgrund fehlender Resultate hingegen eng werden. Nationaltrainer Franz Hartl ist über die Qual der Wahl hoch erfreut: „Das ist natürlich positiv, dementsprechend sorgfältig werden wir uns die Fahrer auch noch anschauen.“Spätestens im August soll das WM-Aufgebot, dem im Zeitfahren als Fixstarter wohl Preidler und Matthias Brändle angehören dürften, intern feststehen. (swi)