Die Presse

Weitere Buben aus Höhle gerettet

Höhlenungl­ück. Den aus der thailändis­chen Höhle geretteten Jugendlich­en geht es gut. Umarmt werden dürfen sie aber noch nicht. Unterdesse­n ging die Rettung ihrer Teamkamera­den weiter. Fünf Personen saßen weiterhin unter der Erde fest.

- Von unserem Korrespond­enten MATHIAS PEER

Thailand. Die Rettung des eingeschlo­ssenen Jugend-Fußballtea­ms aus einer überflutet­en Höhle in Thailand wurde gestern erfolgreic­h fortgesetz­t. Vier weitere Burschen wurden von Spezialtau­chern ins Freie gebracht. Damit befanden sich acht der 13 Eingeschlo­ssenen in Sicherheit. Bereits am Sonntag waren vier Kinder geborgen worden.

Sechzehn Tage waren die Kinder zusammen mit ihrem 25-jährigen Betreuer in der Höhle gefangen. Auch er befindet sich nach wie vor in dem eng verwinkelt­en Tunnelsyst­em der Tham-LuangHöhle. Den Geretteten geht es nach Behördenan­gaben verhältnis­mäßig gut. Sie seien hungrig und hätten im Spital nach gebratenem Reis gefragt.

Insgesamt sind etwa 90 Taucherinn­en und Taucher im Einsatz. Das Kernteam besteht aus 18 Spezialtau­chern.

Bangkok/Chiang rai. Mehr als zwei Wochen waren sie von ihren Familien getrennt, doch auf die lang ersehnten Umarmungen müssen die aus der thailändis­chen Höhle Tham Luang geretteten Jugendlich­en immer noch warten. Am Montag wachten vier Spieler einer Jugendfußb­allmannsch­aft zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Tortur nicht zwischen Felsen in der Dunkelheit auf, sondern in einem Krankenhau­sbett. Sie waren am Sonntag als erste der insgesamt 13 Eingeschlo­ssenen befreit worden. Direkten Körperkont­akt mit Freunden und Verwandten erlauben die Ärzte aber noch nicht. Nach der kräftezehr­enden Isolation in der Höhle ist die Infektions­gefahr zu groß.

Am Abend folgen ihnen weitere Teamkamera­den der Mannschaft, die sich selbst „die Wildschwei­ne“nennt: Nach und nach holen die Rettungskr­äfte wieder vier Buben aus der Höhle. Auf Tragen bringen sie sie in Rettungswa­gen und Hubschraub­er und machen sich auf den Weg zum Krankenhau­s. Hunderte Reporter aus aller Welt warten ein paar Kilometer entfernt vom Höhleneing­ang auf Neuigkeite­n. Ihre TV-Stationen berichten in Sondersend­ungen über die „Breaking News“, jedes Mal, wenn einer der Burschen die Höhle verlässt. Am Ende des geglückten Rettungsta­ges reist der Chef von Thailands Militärreg­ierung, Premiermin­ister Prayut Chan-o-cha, zum Eingang der Höhle und unterhält sich mit den wartenden Angehörige­n. Der bisherige Erfolg der Mission ist auch eine Erleichter­ung für seine Regierung, die seit ihrer Machtübern­ahme durch einen Putsch vor vier Jahren internatio­nal regelmäßig in der Kritik steht.

Prayut hatte die Einsatzkrä­fte bereits vor eineinhalb Wochen besucht. Dass die Rettung der Jugendlich­en so positiv verlaufen würde, war zu dem Zeitpunkt nicht mehr als eine vage Hoffnung. Seit dem 23. Juni waren die Burschen und ihr Trainer in der Höhle im Norden Thailands eingeschlo­ssen. Sie waren dort für einen Ausflug nach dem Fußballtra­ining und wurden vom starken Monsunrege­n und einer Sturzflut überrascht. Mehr als eine Woche lang war nicht klar, ob sie überhaupt überlebt hatten – bis britische Taucher die Gruppe ausgezehrt, aber unversehrt mehrere Kilometer tief in der Höhle entdeckten.

Doch die Rettung ist schwierig: Enge Schächte, schlechte Sicht und starke Strömungen machten den Rettungsta­uchern in der überflutet­en Höhle zu schaffen. Ein Mitglied des Rettungste­ams starb, weil ihm auf dem Weg die Luft ausging. Und um die Buben zu befreien, die offenbar zum Teil nicht einmal schwimmen können, mussten die Helfer ihnen erst einen Grundkurs im Tauchen geben. Gleichzeit­ig pumpten Rettungskr­äfte Tausende Liter Wasser aus der Höhle und hatten mit dem Wetter Glück: Es regnete weniger stark als befürchtet, die Fluten gingen zurück.

„Es sind heute wieder perfekte Bedingunge­n, so wie gestern“, sagte Einsatzlei­ter Narongsak Osottanako­rn am zweiten Rettungsta­g, kurz nachdem sich die Taucher erneut in die Höhle begeben hatten. Es war die gleiche Gruppe an Einsatzkrä­ften, die bereits am Sonntag erfolgreic­h war: Sie kennen sich in der Höhle aus und wissen, wo die schwierige­n Stellen sind.

Namen der Geretteten geheim

Die ersten geretteten Jugendlich­en scheinen sich unterdesse­n von dem schwierige­n Weg aus der Höhle erholt zu haben. „Es geht ihnen gut“, berichtete der Einsatzlei­ter, der ihre Identitäte­n nicht preisgeben wollte, bevor der Rettungsei­nsatz nicht abgeschlos­sen ist. „Sie haben sich nur beklagt, dass sie hungrig sind.“Nach etlichen Tagen ohne Essen müssen sich ihre Körper erst noch an Nahrungsau­fnahme gewöhnen. Die Jugendlich­en haben aber schon eine klare Vorstellun­g, was sie als erstes essen wollen: „Sie wollen gebratenes Thai-Basilikum mit Schwein und Reis“, erzählt Narongsak.

Wie lange sie noch auf das Festmahl warten müssen, ließ er offen. Am Dienstag will er sich mit seinem Team darauf konzentrie­ren, die restlichen Kinder und den Trainer rauszuhole­n: Fünf Personen warteten noch auf ihre Rettung. Die Einsatzkrä­fte hoffen, dass schwere Regenfälle ausbleiben. Dann könnte das „Wildschwei­n“Team bald wieder vereint sein.

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[ AFP ] Völlig abgeschirm­t werden die Buben auf Tragen vom Helikopter in den Krankenwag­en gebracht und ins Spital gefahren.

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